Alkoholproblem Südtiroler Platz, Bahnhofsvorplatz
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Chronik

Alkoholverbot Südtiroler Platz: Stadt setzt auf Sozialarbeit

Am Salzburger Hauptbahnhof hat die Stadt die Kontrollen des Alkoholverbotes massiv zurückgefahren. Für den Südtirolerplatz gilt ein Alkoholverbot. Weil Strafen nicht greifen, setzt die Stadt nun verstärkt auf Sozialarbeit, anstelle jene abzustrafen, die dort Alkohol trinken.

2018 hat die Stadt Salzburg das Alkoholverbot für den Südtirolerplatz eingeführt, trotzdem gehören leere Flaschen und trinkende Menschen zum gewohnten Bild des Bahnhofsvorplatzes. Immer wieder hat das Ordnungsamt mit Unterstützung der Polizei die Einhaltung auch kontrolliert. Bei Verstößen würden eigentlich Geldstrafen von bis zu 300 Euro drohen.

Sozialarbeit statt Strafen

Doch weil die Strafen nicht greifen, hat die Stadt die Kontrollen zurückgefahren und setzt stattdessen auf Sozialarbeit durch die Sozialabteilung und die Caritas. Mitarbeiter suchen dabei jene Menschen auf, die sich am Hauptbahnhof zum Alkoholkonsum treffen.

Die Stadt investiert dafür bis zu 50.000 Euro zusätzlich pro Jahr. „Damit man versucht, die kranken Menschen vom Alkoholkonsum und vom Bahnhofsvorplatz wegzubringen. Uns wurde empfohlen, dass wir mit den Kontrollen etwas zurückfahren sollen, wenn wir mit der Sozialarbeit verstärkt vor Ort sind, damit auch ein Vertrauen zwischen den betroffenen Menschen und den Sozialarbeitern entstehen kann“, sagt Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP).

Passanten und Pendler fühlen sich gestört

Die Betroffenen, die sich am Bahnhofsvorplatz aufhalten und das Verbot ignorieren, stehen meist am Rande der Gesellschaft, sind häufig suchtkrank und treffen sich gerne am Südtiroler Platz. Dass sie dabei das Alkoholverbot missachten, stört viele Passanten. Ende August soll die derzeitige Vorgehensweise evaluiert werden und dann entschieden werden, ob weiterhin auf Sozialarbeit statt Strafe gesetzt wird.

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„Heute gibt mir Arbeit mehr als ein Anruf wegen Drogen“

Einer, der selbst den Absprung geschafft hat, ist ein junger Salzburger. Nach einer schwierigen Jugend, war auch er immer wieder am Hauptbahnhof, nach mehreren Therapien hat er den Weg aus der Sucht und den Sprung ins Leben geschafft: „Mit Drogenberatung, psychologischer und psychiatrischer Hilfe und Arbeitseinstiegsprogramme haben mir geholfen. Heute gibt es mir mehr, wenn mich mein Chef anruft und sagt, ich habe Arbeit für dich, als wenn mich jemand wegen Drogen kontaktiert.“

Kulturschiene soll Bahnhofsviertel aufwerten

Zusätzlich zur Sozialarbeit will die Stadt dem Hauptbahnhof mit der Veranstaltungsreihe Kulturschiene eine andere Atmosphäre verpassen. Jeden Donnerstag gibt es dazu Programm: „Es ist ein bunter Platz und natürlich passiert hier auch nicht wenig. Aber mit ein bisschen Feingefühl darf man hier ein sehr spannendes Soziotop miterleben. Die Veranstaltungsreihe zeigt nicht nur Salzburger Hochkultur, sondern hier gibt es all das zu erleben, das nicht in der Salzburger Innenstadt passiert“, schildert Valentin Alfery von der Salzburger Kulturschiene.

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