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Soziales

Personalmangel bei Jugendhilfe immer dramatischer

Der starke Personalmangel in der Kinder- und Jugendhilfe gefährdet in Salzburg den Betrieb der Krisenstellen. Derzeit können Dienste vielfach nur mehr auf Kosten bestehender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besetzt werden. Das Land will jetzt mit einem Maßnahmenpaket gegensteuern.

Bei KOKO – das Unternehmen betreibt in Salzburg drei Krisenzentren für Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren – hat sich die Situation zuletzt zugespitzt. „Wir haben bis jetzt noch keine Kinder oder Jugendliche abweisen müssen. Aber wir sind an der Grenze“, sagte Geschäftsführerin Eva Goetz zur APA. Vielfach rette man sich über Vertretungsdienste über die Zeit. „Aber das kann kein Dauerzustand sein.“ Gerade jetzt sei der Bedarf an entsprechender Betreuung hoch. „Die Pandemie hat Spuren hinterlassen bei den Kindern und Jugendlichen“, so Goetz.

Ambulante Betreuung: 50 Familien auf der Warteliste

Im ambulanten Bereich würden alleine in der Stadt Salzburg 30 Familien auf der Warteliste stehen, im gesamten Bundesland seien es wohl bis zu 50 Familien, schätzt Markus Manzinger, Geschäftsführer von Rettet das Kind Salzburg und Vorstandsmitglied im Dachverband Österreichischer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen. „Wir können diese Warteliste momentan nicht abarbeiten. Wir könnten hier locker 20 bis 30 neue Mitarbeiter einstellen“, sagte er.

Auch im stationären Bereich – etwa in den betreuten Wohngemeinschaften – könne man die Rundumdienste nicht mehr besetzen. „Dort lösen wir das Problem noch mit Ersatzdiensten und Überstundenlösungen – wir können ja nicht einfach zusperren.“ Im Extremfall werde man aber Einrichtungen schließen oder zusammenlegen müssen. „Noch ist das aber nicht der Fall.“ Allerdings führe bereits ein Mitarbeiter zu wenig für seine Kolleginnen und Kollegen zu einer Überbelastung.

Niedrige Gehälter spielen große Rolle

Dabei leiden die Einrichtungen nicht nur am Fehlen neuer Fachkräfte. „Wir verzeichnen eine hohe Abwanderungsbewegung in andere psychosoziale Dienste. Uns verlassen sehr gut ausgebildete Leute mit akademischem Abschluss und viel Erfahrung. Das tut am meisten weh“, erklärte Manzinger. Dabei würde das Gehalt eine große Rolle spielen. „Beim Land als Dienstgeber verdient man rund 700 Euro brutto mehr als bei den privaten Trägern – und das oft ohne Nacht- oder Wochenenddienste.“

Rasche Hilfe durch Land möglich?

Im Büro von Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) hieß es am Montag, dass er sich dafür einsetzen werde, dass Sozialarbeiter in der Kinder- und Jugendhilfe im Kollektivvertrag eine Verwendungsgruppe höher (von sieben auf acht) eingestuft werden. Zugleich soll noch heuer die erste Stufe eines Pakets umgesetzt werden, das Verbesserungen für Träger und Personal bringt.

Darunter fallen etwa attraktivere Regelungen bei Nachtdiensten, mehr Zeit für Supervision und Teamsitzungen oder eine Zulage für Einrichtungsleitungen. Dazu sollen die Träger der Krisenstellen Personal, das die Qualifikation noch nicht abgeschlossen hat oder das nicht die notwendigen formalen Abschlüsse besitzt, leichter einsetzen können. Die Reglungen sollen rückwirkend mit Jahresmitte in Kraft treten.