Ortsansicht von Radstadt (Pongau) im Herbst
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Politik

Seniorenheim Radstadt: Opposition will Aufklärung

Nach der Aufregung um mögliche Pflegemängel im Seniorenheim in Radstadt (Pongau) fordert die Opposition im Ort nun Aufklärung, warum die Stadtgemeinde und Aufsichtsbehörde des Landes Salzburg nicht früher auf die Beschwerden aufmerksam wurden.

Laut der Stadtgemeinde verstärkten sich die Meldungen von Angehörigen von Heimbewohnern und -bewohnerinnen in den vergangenen Monaten massiv. Die Vorwürfe wiegen dabei schwer: falsche Medikamentenabgabe oder auch späte bis keine Essensausgabe. Der Heimbetreiber Senecura spricht von Einzelfällen, die keine Pflegemängel seien.

„Frage nach Verantwortung“ an Bürgermeister

Dennoch beschloss die Radstädter Gemeindevertretung Donnerstagabend, den Vertrag mit Senecura frühzeitig aufzulösen. Zudem fordert die SPÖ jetzt Antworten: „Es muss sich der Bürgermeister die Frage nach der Verantwortung gefallen lassen“, sagt Stadtrat Hans Warter. „Wie konnten diese eklatanten Missstände über so lange Zeit nicht entdeckt oder nicht erkannt werden?“

Der Radstädter Bürgermeister Christian Pewny (FPÖ) entgegnet, dass er die Beschwerden laufend mit dem Heimbetreiber abgeklärt habe: „Ich sehe ja nicht, wie’s wirklich abläuft. Ich kann nur jedem Hinweis nachgehen und war natürlich von den Erklärungen der Senecura abhängig. Sie haben das immer beschwichtigt. Es ist sicher auch von uns oder von mir zu lange zugeschaut worden, weil im Endeffekt hätte man das sicher einige Wochen früher auch schon lösen können.“

Kritik auch an Landesaufsicht

SPÖ-Stadtrat Warter kritisiert allerdings auch das Land Salzburg als Aufsichtsbehörde. Das Heim sei zwei Mal kontrolliert worden und zwei Mal sei nicht genau hingeschaut worden.

Landessozialreferent Heinrich Schellhorn (Grüne) kontert: „Die Heimaufsicht des Landes hat im April eine Vollerhebung gemacht, wo die Pflegesituation sehr genau angeschaut wurde. Da wurden keine Missstände festgestellt, es wurden aber Empfehlungen abgegeben. Und vor einer Woche gab’s dann einen unangekündigten Kontrollbesuch. Da hat man festgestellt, dass auf Grund einiger Covid-Fälle und Personalausfälle ein Personalmangel besteht. Aber da hat der Träger zugesagt, dass zusätzliche Kräfte eingesetzt werden.“

Senecura: „Keine Pflegemängel“

Die Gemeinde Radstadt will die Betriebsführung des Hauses der Senioren jetzt bis Jahresende wieder in den Gemeindeverband Radstadt-Forstau-Untertauern zurückführen. Von Senecura heißt es dazu: „Wir nehmen zur Kenntnis, dass die Gemeinde Radstadt das Pflegeheim in Zukunft wieder selbst betreiben möchte und prüfen derzeit die Möglichkeiten dazu. Wir halten aber fest, dass nicht Pflegemängel der Grund für die Beendigung des Vertrags sind. Aus einer behördlichen Untersuchung ist belegt, dass einzelne Vorkommnisse im Pflegealltag, auf die sich die Opposition der Gemeinde bezieht, keine Pflegemängel darstellen.“