Falsche Medikamentenabgabe, späte bis gar keine Essensausgabe, Probleme bei der Behandlung demenzkranker Bewohner – von diesen Missständen berichtet der Radstädter Stadtrat Hans Warter (SPÖ). Die Beschwerden seien von Angehörigen der Heimbewohner gekommen.
„In jedem Gefängnis bessere Bedingungen“
Warter betont, es seien unfassbare Dinge auf den Tisch gekommen: „Ich kann es nur plakativ sagen: Es geht Ihnen in jedem Gefängnis in Österreich besser.“
Der Radstädter Bürgermeister Christian Pewny (FPÖ) sei bei der Krisensitzung am Donnerstagabend von der Gemeindevertretung beauftragt worden, den Vertrag mit der Betreiberfirma Senecura aufzulösen: „Er soll entsprechende Verhandlungen mit Unterstützung eines Rechtsanwalts führen.“
Radstadt Politiker wollen den Seniorenheimbetrieb nun wieder in den Gemeindeverband von Radstadt, Forstau und Untertauern zurückführen und auf dieser Ebene mit den Nachbarkommunen fortführen.
Stellungnahme der Betreiberfirma
Senecura betreibt das Seniorenheim seit Jänner 2021. Die Firma teilte dazu dem ORF auf Anfrage mit, man nehme zur Kenntnis, dass die Gemeinde Radstadt das Pflegeheim in Zukunft wieder selbst betreiben wolle: „Wir prüfen derzeit die Möglichkeiten dazu, halten aber fest, dass nicht Pflegemängel der Grund für die Beendigung des Vertrags sind. Aus einer behördlichen Untersuchung ist belegt, dass einzelne Vorkommnisse im Pflegealltag – auf die sich die Opposition der Gemeinde bezieht – keine Pflege-Mängel darstellen.“ Die Behörde habe keine Missstände festgestellt.
Der freiheitliche Radstädter Bürgermeister Christian Pewny sieht das anders – in letzter Zeit hätten sich die Beschwerden von Angehörigen massiv verstärkt. Er will den Vertrag nun vorzeitig auflösen. Dieser wäre eigentlich noch bis 2031 gelaufen: „Es gibt ein erstes Treffen am Sonntag. Wir werden uns das mit einem Rechtsanwalt anschauen und versuchen, dass wir mit Senecura eine einvernehmliche Lösung herbeiführen können.“