Leeres Pflegebett in Seniorenheim (Altersheim, Seniorenwohnhaus)
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Soziales

Kein Personal: Jedes sechste Altersheimbett leer

Beinahe jedes sechste Seniorenheimbett im Land Salzburg kann derzeit nicht genützt werden, weil zu wenig Pflegepersonal da ist. Da zeigt der aktuelle Sozialbericht des Landes Salzburg. Deshalb brauche es rasche Verbesserungen, heißt es aus dem Pflegebereich.

Das Seniorenheim Bolaring in Salzburg-Taxham ist ein Beispiel für die Auswirkungen des Personalmangels: Dieses Heim ist derzeit komplett geschlossen, weil der Stadt Salzburg als Betreiberin die Pflegekräfte fehlen. Insgesamt sind so von 700 Plätzen in städtischen Seniorenwohnhäusern derzeit 120 nicht genutzt.

Seniorenheim (Seniorenwohnhaus, Altersheim) Bolaring in Salzburg Taxham von außen
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Das Seniorenheim Bolaring in Salzburg-Taxham ist wegen Personalmangels derzeit komplett geschlossen

166 auf der Warteliste – bei 120 leeren Betten

Gleichzeitig „ist in der Stadt Salzburg die Liste von Senior:innen, die auf einen Seniorenhausplatz warten, sehr lang“, sagt Isabelle Heßler, Zentrale Pflegedienstleitung für die Seniorenheime der Stadt Salzburg. „Es stehen aktuell 166 Personen auf dieser Liste.“

Die Zahl der Seniorenheimplätze liegt seit Jahren recht konstant bei knapp über 5.100. Der Anteil der Senioren an der Gesamtbevölkerung steigt aber an, und schon jetzt sind landesweit 15 Prozent der Heimplätze nicht belegt. „Der Trend beschleunigt sich ja auch, dass wir in allen Bereichen Personalbedarf und auch einen Aufholbedarf haben“, sagt Michaela Schrumpf, Obfrau von „Seniorenheime Salzburg“, der Vereinigung der Heimleitungen. „Es ist nicht nur kritisch, sondern sehr, sehr kritisch.“

„Wir bräuchten mehr Personal als wir bekommen“

Das Land Salzburg steckt immer mehr Geld in den Sozialbereich: Von 393 Millionen Euro vor Jahren stiegen die Ausgaben auf zuletzt 460 Millionen, nächstes Jahr werden 488 Millionen erwartet. Fast die Hälfte dieses Geldes wird für die Pflege ausgegeben – und trotzdem fehlt es dort an Personal.

„Faktum ist, dass der Pflegebedarf steigt und wir mehr Personal bräuchten als wir derzeit bekommen“, sagt Landessozialreferent Heinrich Schellhorn (Grüne). „Deswegen müssen wir unterstützen in der Ausbildung – das machen wir, auch gemeinsam mit der Hilfe des Bundes, dass wir den Lebensunterhalt mitfinanzieren für jene Menschen, die sich für eine Pflegeausbildung entscheiden.“

Personalmangel: Ein Sechstel der Seniorenheimbetten leer

Ruf nach „Vollbezahlung“ während der Ausbildung

Stipendien seien gut und schön, aber vielleicht nicht ausreichend. Die städtische Pflegedienstleiterin Heßler sagt dazu: „Während der Ausbildung nicht nur auf Stipendien angewiesen zu sein, sondern wirklich in eine Vollbezahlung zu gehen zum Beispiel – das wäre ein großer Punkt oder ein großer Wunsch von uns als Träger, hier diese Ausbildungsoffensive weiter zu attraktivieren.“ Ziel müsse es sein, das Umsteigerinnen und Umsteiger in die Pflege „bei ihrem gewohnten Lebensstandard bleiben können.“

Heileitungs-Vereinsobfrau Schrumpf sieht es ähnlich: „Was uns fehlt, ist Tempo. Wir brauchen das relativ schnell. Wenn’s kurzfristig hilft, hilft’s uns auf jeden Fall jene Mitarbeiter zumindest zu halten und tatsächlich zu zeigen, dass tatsächlich Maßnahmen getroffen werden, die ihnen helfen – aber auch der Bevölkerung zu zeigen, dass Stabilität einkehrt.“

Hoffen auf ausländische Pflegekräfte

Stabilität und Tempo – das versucht Sozialreferent Heinrich Schellhorn zu vermitteln – mit Hinweis auf schnellere Zulassung ausländischer Pflegekräfte: „Das Pflegepaket des Bundes sieht ja auch vor, dass die Rot-weiß-rot-Card erleichtert wird für den Bereich der Pflegekräfte und dass auch die Nostrifizierungen – also die Anerkennungen von Diplomen in Österreich – beschleunigt werden. Das wäre eine schnelle Hilfe.“

Trotz allem: Vor nächstem Jahr wird keiner der besprochenen Schritte Realität und bis diese – hoffentlich – wirken, wird sich die Pflegesituation wohl alles andere als entspannen.