Aufkleber auf Tür „Quarantäne – Zutritt für Unbefugte verboten“
APA/HANS PUNZ
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Coronavirus

Quarantäne-Regeln: Rufe nach „Aus“ werden lauter

Auch in Salzburg werden jetzt die Rufe lauter, die strengen Coronavirus-Quarantäne-Regeln aufzuheben oder zumindest zu lockern – quer durch die politischen Lager. Zwar steigen aktuell die Coronavirus-Infektionszahlen, die Spitalsauslastung bleibt aber relativ gering.

Im Bundesland Salzburg haben momentan nicht ganz 5.000 Menschen eine aktive CoV-Infektion. Rund 60 – knapp über ein Prozent von ihnen – liegen im Spital, auf den Intensivstationen derzeit niemand. Gleichzeitig wird die Forderung nach Ende für das aktuelle Quarantäne-Regime nicht nur lauter, sondern auch immer breiter. Quer durch alle politischen Farben und Interessensgruppen findet sich mittlerweile die Auffassung: weg mit der Quarantäne, es ginge auch anders.

„Alle Branchen haben zu wenig Personal“

Die Belastung an den Arbeitsplätzen sei einfach zu groß – und tagelanges Einsperren trotz geringer oder gar keiner Symptome wäre nicht mehr zu rechtfertigen, sagt zum Beispiel Wirtschaftskammer-Präsident Peter Buchmüller vom ÖVP-Wirtschaftsbund: „Wir leiden natürlich sehr darunter. Die Personalsituation ist eine ganz schreckliche, wie sie wissen. Alle Branchen haben zu wenig Personal – und dann kommt das noch hinzu.“

Die derzeitigen Regeln seien „ganz, ganz schlecht für die Firmen“, so Buchmüller. „Sie können teilweise Abteilungen nicht aufsperren, weil einfach sehr viele in Quarantäne sind und sich natürlich auch im Krankenstand befinden. Der Personalengpass dazu – das sind drei Dinge, die uns nicht gut tun.“

Stadt-SPÖ will Abschaffung diskutieren

Auch der Salzburger Stadt-SPÖ-Chef Bernhard Auinger kann sich ein „Aus“ für die derzeitigen Quarantäne-Regeln vorstellt – unter Vorassetzungen: „Wenn man diese Debatte offen und ehrlich führt, muss man sagen, dass die meisten Menschen auf Grund der geringen Testtätigkeit wahrscheinlich gar nicht wissen, dass sie Covid-infiziert sind, und sowieso zur Arbeit gehen. Insofern glaube ich, kann man die Diskussion schon führen, ob man diese Quarantäneregeln abschafft – für Symptomfreie.“

FPÖ: „Wenn man krank ist, dann bleibt man zu Hause“

FPÖ-Landesparteichefin Marlene Svazek betont: „Ich glaube, dass die Krankheitsverläufe mittlerweile so individuell sind, dass wir der Meinung sind, dass man das wie eine Grippe behandeln kann – und so behandeln, dass man auf die Symptome eingeht. Da braucht’s eigentlich keine Quarantäne mehr. Ich finde, es sollte so sein, wie das früher halt auch war: Wenn man krank ist, dann bleibt man zu Hause. Ich glaube, dass der niedergelassene Bereich da etwas gestärkt gehört – gerade, das Medikamente angeht und die Behandlung. Dann, denke ich, ist die Quarantäne überholt.“

Immer mehr Stimmen für Ende von Quarantäne-Regeln

Sanitätsdirektorin: Maske statt Quarantäne möglich

Sogar Fachleute lenken mittlerweile vorsichtig ein. Unter gewissen Umständen sei es denkbar, dass symptomlose Infizierte normal arbeiten dürfen, sagt Landessanitätsdirektorin Petra Gruber-Juhasz: „In der jetzigen Variante, die jetzt vorherrscht, dürfte es tatsächlich so sein, dass die meisten Personen, die ein gesundes Immunsystem haben, die auch drei Mal geimpft sind, keine großartigen Probleme haben, wenn sie infiziert sind.“

Für die Sanitätsdirektorin ist es wichtig, die Spitalsbelegung im Auge zu behalten: „Wenn da die Zahlen ansteigen, ist es ein Zeichen dafür, dass doch die Infektionsketten weitergehen. Dann muss man sich überlegen: Ist es wichtiger, doch die Leute zu Hause abzusondern? Oder wäre es sinnvoller, dass man auch sagt: In Innenräumen wird einfach wieder die Maske getragen. Im Kontakt mit vulnerablen Gruppen ist das aus meiner Sicht unbedingt notwendig.“

Haslauer will sich nicht festlegen

Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) wollte sich zu der Debatte am Montag nicht äußern. Aus seinem Büro hieß es lediglich, dass die Frage vor allem wissenschaftlich beurteilt werden müsse. Die Bundesregierung steht angeblich kurz vor einer Entscheidung zur Quarantäne. Wann diese tatsächlich getroffen wird, steht aber noch nicht fest.