Frau arbeitet an kleinem Schreibtisch im Homeoffice
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Wirtschaft

Homeoffice: Kritik an Erschwernis für Grenzgänger

Kritik an Erschwernissen für Grenzgänger zwischen Deutschland und Österreich gibt es jetzt von Grenzgängerverband und NEOS. Seit 1. Juli gelten steuerrechtliche Ausnahmen für Arbeit im Homeoffice nicht mehr. Es brauche eine arbeitnehmerfreundliche Lösung, wird gefordert.

Seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie vor zweieinhalb Jahren war grenzüberschreitendes Arbeiten im Homeoffice zwischen Deutschland und Österreich dank gesetzlicher Ausnahmeregeln kein Problem – im Gegenteil: Es war politisch sogar gewünscht. Und auch viele Arbeitnehmer gewöhnten sich daran, dass sie zumindest tageweise nicht über die Grenze in den Betrieb pendeln müssen, sondern von zu Hause aus die Arbeit erledigen können.

Doch das machen die Finanzministerien von Deutschland und Österreich seit 1. Juli wieder schwieger. Denn mit diesem Stichtag wurde eine Regel wieder eingeführt, wonach Homeoffice für Grenzgänger nur an 45 Tagen pro Jahr steuerbegünstigt möglich ist. Als Grenzgänger gelten jene, deren Wohn- und Arbeitsstätte nicht mehr als 30 Kilometer Luftlinie von der Staatsgrenze entfernt ist.

Ab 45 Tagen Homeoffice zwei Steuererklärungen nötig

Wer als Grenzgänger mehr als diese 45 Tage jährlich von zu Hause aus arbeitet, muss sowohl in Deutschland als auch in Österreich eine Steuererklärung machen und eventuell mehr Steuer bezahlen, sagt Gerald Hamminger, Obmann des Grenzgängerverbandes für Salzburg und Oberösterreich: „Das Ganze dauert sehr lange, bis das zwischen den Finanzämtern abgeklärt ist. Bis dahin darf man vielleicht als Grenzgänger doppelt zahlen.“

Das sei angesichts des Homeoffice-Booms der letzten zweieinhalb Jahre völlig unverständlich. Gerade in Deutschland habe sich viel geändert, ergänzt Hamminger: „In der Pandemie hat es der deutsche Staat fast zur Pflicht gemacht, dass die Firmen die Leute in Homeoffice schicken. Und die Firmen haben gesehen, dass Homeoffice gar nicht so schlecht ist wie so mancher Firmenchef zunächst geglaubt haben mag. So haben viele Unternehmen das Arbeiten im Homeoffice ausgeweitet.“

Kritik an Verschlechterungen für Grenzgänger bei Homeoffice

Deutsch-französische Regelung als Vorbild gefordert

Deshalb brauche es beim Homeoffice Grenzgänger-freundlichere Regeln. Deshalb unterstützt der Grenzgängerverband auch eine Petition, die eine Steuererleichterung für Homeoffice an 110 Tagen pro Jahr statt an 45 Tagen fordert.

Noch lieber wäre es Hamminger aber, dass für die österreichisch-deutschen Grenzgänger die Regelung zwischen Deutschland und Frankreich zum Vorbild wird: „Die haben das ganz einfach geregelt, indem sie gesagt haben: Alles, was Homeoffice ist, betrachten wir als nicht steuerschädlich. Das wird nicht in diese 45-Tage-Frist hineingerechnet. Das ist eine ganz einfache Sache: Dann braucht niemand mehr – weder in Deutschland noch in Österreich – die einzelnen Tage dementsprechend zählen. Es würde auch niemandem schaden. Denn die Steuer wird eingehoben, aber sinnvollerweise nur bei einer Stelle.“

NEOS-Antrag im Sozialausschuss einhellig angenommen

Auch politisch gibt es Unterstützung: Ein NEOS-Antrag zu Erleichterungen für Grenzgänger bei Homeoffce wurde vor zwei Wochen im Sozialausschuss des Nationalrats einhellig angenommen. „Homeoffice ist in manchen Bereichen ganz wichtig“, betont NEOS-Salzburg-Sozialsprecher Sebastian Huber. „Wir wollen weiterhin aufrecht erhalten, dass das möglich ist – nicht nur im nationalen Bereich in Österreich, sondern auch im grenzübergreifenden Bereich – zum Beispiel mit Deutschland.“

Aus dem österreichischen Finanzministerium heißt es dazu nur, dass man zwar im Gespräch mit den deutschen Behörden sei. Die bisher gültigen pandemiebedingten Ausnahmen würden aber nicht wieder eingeführt. Damit heißt es für Grenzgänger derzeit wieder: mehr Pendeln, weniger Homeoffice zwischen Deutschland und Österreich.