Landesgericht Salzburg
ORF.at/Georg Hummer
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Gericht

Untreue-Prozess gegen Ex-ÖTV-Funktionäre geplatzt

Der Untreue-Prozess rund um zwei Ex-Spitzenfunktionäre des Österreichischen Tierschutzvereins (ÖTV) ist Dienstag geplatzt. Der Hauptangeklagte ist nicht aufgetaucht. Er hat eine Bestätigung bringen lassen, dass er nicht verhandlungsfähig sei – auch wenn ihm ein gerichtliches Gutachten das Gegenteil attestiert.

Polizisten konnten den Angeklagten bisher nicht ausfindig machen. Die Staatsanwaltschaft überlegt nun, den Pensionisten in Untersuchungshaft nehmen zu lassen. Dem 74-Jährigen und seinem Sohn wird vorgeworfen, den Tierschutzverein und eine Tochterfirma um rund 660.000 Euro gebracht zu haben. Ein neuer Verhandlungstermin steht noch nicht fest.

Zum Prozess erschien am Dienstag nur der angeklagte Sohn. Die zuständige Richterin glaubte der Bestätigung nicht, die der Vater zum Gericht bringen ließ. Sie alarmierte die Polizei im Flachgau, um den 74-Jährigen zwangsweise vorführen zu lassen. An seiner Wohnadresse wurde der Mann nicht angetroffen. Die Richterin konnte den Angeklagten daraufhin zwar telefonisch erreichen. Seinen Aufenthaltsort wollte er aber nicht bekanntgeben.

Staatsanwaltschaft überlegt Festnahme

Nun überlegt die Staatsanwaltschaft, ob sie den Ex-ÖTV-Präsidenten festnehmen und einige Tage oder gar Wochen, bis zum nächsten Verhandlungstermin, hinter Gitter stecken lässt. Der mitangeklagte Sohn bestreitet jedenfalls, sich selbst 80.000 Euro Provision aus der Spende eines Lebensmittelkonzerns gegönnt zu haben, sagt sein Verteidiger Michael Hofer. Denn die Summe sei „dann durch die Geschäftsführung ausgezahlt worden, also keinesfalls durch ihn selbst. Das heißt, diese Provision war auch genehmigt vom Gönner – von Anfang an, und zwar schon lange, bevor mein Mandant anfing, dort zu arbeiten.“ Die Anklage sieht das anders.

Sparbücher aufgelöst, hohe Provision kassiert

Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Spitzenfunktionär und seinem Sohn insgesamt acht einzelne Taten vor. So soll der 74-Jährige etwa für seine Arbeit als Geschäftsführer mehr als 260.000 Euro Gehaltsüberzahlungen eingestrichen und 85.000 Euro von Vereinskonten für seine Lebensführung abgezweigt haben. Sieben Sparbücher des gemeinnützigen Vereins löste er laut Anklage auf und steckte das Geld ein.

Darüber hinaus sollen seine Wohnung in Wien sowie ein Tiefgaragenplatz über den Verein gelaufen sein. Zwei Autos, die der Tierschutzorganisation vermacht wurden, nutzte der 74-Jährige der Anklage zufolge privat. Der zweitangeklagte Sohn habe sich von der Spende eine angeblich „großzügige Provision“ gegönnt. Beide bestreiten alle Vorwürfe.