Bewohner einer angrenzenden Siedlung haben jahrelang gegen die Umfahrung protestiert, weil sie große Belastung für ihr Wohngebiet befürchten. An Spitzentagen fahren bis zu 28.000 Fahrzeuge durch den Zeller Ortsteil Schüttdorf.
Zuständige Politiker begeistert
Die neue Route soll ein Drittel des Verkehrs auf der Pinzgauer Straße abfangen. Sie führt von der Mittersiller Straße nun zur Pinzgauer Straße, wie der Zeller Bürgermeister Andreas Wimmreuter (SPÖ) schildert: „Gerade in den Hauptsaisonzeiten haben wir die meisten Staus gehabt. Ich gehe davon aus, dass mit dieser Inbetriebnahme diese Staus weg sind.“
Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) betont, man gebe den Pendlern damit viel Lebenszeit zurück: „Die Entlastungszahlen sprechen eine klare Sprache.“
Zum Teil heftige Kritik von Einheimischen
Eine große Belastung dagegen befürchten nun die Anrainer im Zeller Stadtteil Zellermoos. Zehn Jahre lang haben sie gegen das Umfahrungsprojekt gekämpft, wie Anrainerin Roswitha Klaushofer schildert: „Schlimm ist, dass die Straße ans Wohngebiet herangeführt wurde. Man hat Orte beruhigt, wo kein Wohngebiet ist, sondern viel Verkehr war. Es wurde beruhigt, und bei uns ist das Gegenteil der Fall.“
Verkehrslandesrat Schnöll sieht das anders: „Es geht um den Hochwasserschutz, Fußgänger, Radfahrer und die Entlastungswirkung für den ganzen Oberpinzgau. Deshalb haben wir den Schritt getan.“
Radfahrer-Übergang eine Fehlplanung?
Kritik gibt es auch an dem Fußgänger- und Radler-Übergang, der entlang des Tauernradweges liegt. Zu wenig Platz, zu kurvig, zu unübersichtlich heißt es, wie Anrainerin Irene Rieder-Schroll betont: „Diese Querung ist für Radfahrer sehr schwierig anzufahren. Die Ampelbetätigung ist links. Die Lösung ist vermurkst. Man fragt sich, welch Geistes Kind diese Planer waren.“
Unzufrieden ist auch der Bäckermeister Wolfgang Bauer in Mühlbach am Hochkönig (Pongau). Er betreibt gleich neben der neuen Umfahrungsstraße und dem Zeller Flugplatz eine von Einheimischen und Gästen gut besuchte Filiale seiner Backwaren-Kette und ein Cafe. Dieser Bereich des Zeller Stadtteiles und große Teile des Gewerbegebietes seien nun de facto vom Flugplatzbereich abgeschnitten worden, so Bauer.
Gewerbegebiet abgeschnitten?
Man habe nun im direkten Weg nun keinen Fußgängerübergang mehr, sagt der Bäckermeister: „Es wurden weder Überführung noch Unterführung eingeplant. Kein Zebrastreifen. Viele Passanten stehen nun an der Leitschiene und fragen sich, ob es die Planer gut mit der Bevölkerung und der lokalen Wirtschaft gemeint haben? Wir hatten bisher viele Wanderer, Fußgänger und Radfahrer – auch Fluggäste und Piloten, die auch vom Flugplatzbereich zu uns kamen."
Verweis der Politik auf Hochwasserschutz
Zuständige Politiker sind – trotz solcher Anmerkungen – vom tiefen Sinn des Projektes überzeugt. Die neue Entlastungsstraße solle nämlich nicht nur das Verkehrsaufkommen entzerren. Sie bringe auch einen zusätzlichen Hochwasserschutzdamm für das Zeller Becken. Mit einer Füllmenge von zwei Millionen Kubikmetern, erzählt der für Wasserwirtschaft zuständige Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP): „Es ist eine Fläche von 250 Hektar, die geflutet werden kann. Ein Schaden von mehr als 250 Millionen Euro konnte schon im letzten Jahr dadurch verhindert werden.“
Der neue Straßenabschnitt ist 1,5 Kilometer lang. 20 Millionen Euro hat das Land Salzburg investiert. Ein Drittel der Straße wurde auf dem Hochwasserschutzdamm errichtet.