Kriegerdenkmal Salzburg-Maxglan
ORF.at/Georg Hummer
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Chronik

Kriege und Krisen: Große Tagung in Salzburg

In Salzburg findet von 21. bis 23. April die größte Tagung der heimischen Zeitgeschichtsforschung statt – der Österreichische Zeitgeschichtetag. Bei dem Treffen werden neueste wissenschaftliche Ergebnisse präsentiert und diskutiert.

Die Tagung gilt als wichtige Bestandsaufnahme für das Zeitgeschichte: Was sind aktuelle Themen und Trends, womit setzen sich junge Forscher auseinander und wie kann die Disziplin gegenwärtige Konflikte, Krisen und Spaltungen in der Gesellschaft erklären.

„Wir schauen uns historische Ereignisse und Phänomene an und wie sie bis heute nachwirken“, erklärte Margit Reiter, Professorin für Zeitgeschichte am Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg, die heuer mit ihrem Team die alle zwei Jahre stattfindende Konferenz ausrichtet.

Das betreffe etwa Erscheinungen wie Faschismus, Nationalsozialismus, Kommunismus, Rassismus, Antisemitismus und wie sich diese verändert und an neue Gegebenheiten angepasst haben. „Darüber hinaus geht es darum, aktuelle Entwicklungen zu beobachten. Hier kann eine historische Perspektive helfen, Erklärmuster zu finden.“

Von politischem Extremismus bis sexueller Diskriminierung

Etliche Beiträge am Zeitgeschichtetag 2022 beschäftigen sich mit Fragen der Inklusion und Exklusion, politischem Extremismus, Populismus und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung. Vorträge behandeln auch Konzepte, die es zur Überwindung von Spaltungen, politischer Polarisierung und zerrissenen Gesellschaften gibt.

Daneben sei Zeitgeschichte auch in innenpolitischen Debatten präsent, erläuterte Reiter im APA-Gespräch. „Geschichtliche Ereignisse werden immer wieder historisch vereinnahmt: In der Gedenkkultur, in Antisemitismus-Debatten, im Krieg gegen die Ukraine.“ Wo immer wieder historische Begründungen für gewisses Handeln eingesetzt werden, setze sich das Fach damit auseinander.

Faschismushistoriker Gustavo Corni zu Gast

Die Tagung mit insgesamt 37 Vortrag-Panels richtet sich an etablierte Zeithistorikerinnen und -historiker, Nachwuchswissenschaftler, Studierende und an ein interessiertes Publikum. Inhaltlicher Ausgangspunkt zum Zeitgeschichtetag 2022 war die Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Faschismus, der zunächst 1922 in Italien an die Macht gekommen ist und das folgende Jahrhundert in Europa geprägt hat.

Am 21. April hält der italienische Faschismushistoriker Gustavo Corni einen Vortrag. Am 22. April findet eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wem gehört die Zeitgeschichte?“ statt, in der etwa aktuelle Instrumentalisierungen der Zeitgeschichte diskutiert werden.