Der Salzburger Bergsportführerverband warnt angesichts des prognostizierten Schönwetters in der Karwoche vor einer erhöhten Spaltensturzgefahr bei Skihochtouren. Alpinisten sollten nur mit bester Information und Ausrüstung ins Hochgebirge.
09.04.2022 20.02
9. April 2022, 20.02 Uhr
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Kommende Woche dürfte es viele Alpinisten in das Hochgebirge ziehen. Aufgrund der geringen Schneemengen auf dem Alpenhauptkamm gebe es aktuell aber eine Vielzahl von Gefahrenstellen, teilte die Dachorganisation der staatlich geprüften Berg-, Ski- und Canyoning-Führer im Bundesland am Samstag mit.
Dünne und brüchige Spaltenbrücken
„Wir haben heuer einen schneearmen Winter gehabt. Die Schneeauflage auf den heimischen Gletschern ist in diesem Frühling sehr gering“, sagte Wolfgang Russegger, Präsident des Salzburger Bergsportführerverbands, zur APA. Die Spaltenbrücken seien dünn und wesentlicher brüchiger, als man es um diese Jahreszeit erwarten würde. Während in normalen Jahren die Schneeauflage mehrere Meter dick sei, würde sie aktuell teilweise deutlich unter einem Meter liegen.
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Zum Teil großflächig schneefreie bzw. tückisch verwehte Gletscher in der Glocknergruppe. Bläulich schimmert das Blankeis, für Spätwinter bzw. Frühling eine sehr ungewöhnliche Lage – Foto von Anfang März 2022Zum Teil großflächig schneefreie bzw. tückisch verwehte Gletscher in der Glocknergruppe. Bläulich schimmert das Blankeis, für Spätwinter bzw. Frühling eine sehr ungewöhnliche Lage – Foto von Anfang März 2022Zum Teil großflächig schneefreie bzw. tückisch verwehte Gletscher in der Glocknergruppe. Bläulich schimmert das Blankeis, für Spätwinter bzw. Frühling eine sehr ungewöhnliche Lage – Foto von Anfang März 2022Heinrich-Schwaiger-Haus (2.802 Meter) auf der Westflanke des Großen Wiesbachhorns bei Kaprun auf der Nordseite des Hauptkammes. Auch hier hat der Wind ganze Arbeit geleistet. Extrem abgeblasener Nordteil der Glocknergruppe auf Salzburger Seite. Links oben: Kunststoff-Gehäuse des „Gruberbiwaks“ – Notquartier für mehrere Personen bei der Gruberscharte zwischen Klockerin und Großem BärenkopfOberwalderhütte im Vordergrund auf Kärntner Seite des Hauptkammes, wenige Meter südlich der Salzburger Landesgrenze Oberer Teil der Pallavicini-Rinne und der benachbarten Extremrouten im kombinierten Gelände der Nordwand. Auch hier der meiste Schnee über den Winter herausgeblasen Übersicht – hier haben Winde heuer über viele Wochen an der Landschaft gearbeitet. Andrea Fischer: „Dieses Foto ist aus fachlicher Sicht sehr schlimm. Es fehlt extrem viel Schnee im ganzen Glocknergebiet.“ Romariswandköpfe, westliche Nachbarn des Großglockner unweit von Schneewinkelscharte und Eiskögele, wo es tief ins Stubachtal in den Salzburger Pinzgau hinuntergehtGlockner-Nordwand mit Pallavicini-Rinne und oberem Teil des Glocknerkees. Links oben: Abgeblasenes EisleitlAbgeblasenes und zum Teil völlig blankes Eisleitl bzw. KleinglocknerkeesAndrea Fischer mit einem Kollegen bei der Analyse eines frischen Bohrkerns aus GletschereisAndrea Fischer bei der Analyse eines frischen Bohrkerns aus GletschereisArbeit auf dem GletscherEinstieg in die Pallavicini-Rinne auf dem Glocknerkees Links auf dem Felsen über der Gruberscharte: Kunststoff-Gehäuse des „Gruberbiwaks“ zwischen Klockerin und Großem Bärenkopf. Im Vordergrund das vom Wind hart bearbeitete Bärenkopfkees. Tiefblick ins Fuscher Tal zur Großglockner-Hochalpenstraße (Wintersperre) Unten die Gruberscharte mit Blick nach Osten ins Fuscher Tal, zu Edelweißspitze, Großglockner-Hochalpenstraße und zu Dreítausendern der Goldberggruppe bei Rauris (rechts der Ritterkopf) Gruberscharte mit abgeblasenem Bärenkopfkees auf Kapruner Seite des Massivs. Rechts: Hohe DockRauriser Sonnblick und Großglockner Extrem vom Nordwestwind geprägt: Kalkbretterkopf zwischen Gasteiner und Rauriser Tal mit Skibergsteigern auf dem GipfelStark abgeblasener Kolmkarspitz zwischen Rauris und Sportgastein. Hinten links: Skigebiet auf dem Kreuzkogel Ganz andere Lage in mittleren Seehöhen der Nördlichen Kalkalpen: Toni Lenz Hütte auf dem Untersberg bei Salzburg tief verschneit, Foto vom 5. März 2022Nördliche Kalkalpen mit weniger Wind und mehr Schnee: Breithorn im Steinernen Meer über der Stadt Saalfelden, Spuren von Skibergsteigern, Blick über den Mitterpinzgau zu den Hohen Tauern – mit Großem Wiesbachhorn, Großglockner, Kitzsteinhorn und GroßvenedigerNördliche Kalkalpen mit weniger Wind und mehr Schnee: Breithorn im Steinernen Meer über der Stadt Saalfelden, Spuren von Skibergsteigern
Gefahr in ganzem Alpenhauptkamm
Auch wenn die Schneeoberflächen vor allem am Vormittag noch hart seien und dadurch beinahe pistenähnliche Verhältnisse herrschen würden, gebe es auf den Gletschern eine ständige Gefahr von verschneiten Gletscherspalten. Die Warnung der Bergführer gilt übrigens nicht nur für die hohen Berge Salzburgs, sondern de facto für den ganzen Alpenhauptkamm.
Vor Touren gut informieren
Russegger empfiehlt allen Skitourengehern und Alpinisten, sich im Vorfeld über die Verhältnisse in ihrem Tourengebiet zu informieren und sich nur mit entsprechender Gletscherausrüstung und -ausbildung auf den Weg zu machen. „Dazu gehört auch die passende Seil- und Bergtechnik, damit man umgehend helfen kann, wenn jemand in eine Spalte stürzen sollte.“ Wer mit dem Verhalten auf dem Gletscher und mit der Bergung verunglückter Personen nicht vertraut sei, sollte sich besser nur in kompetenter Begleitung ins Hochgebirge begeben.
Nur Neuschnee könnte Gletscherschmelze bremsen
Wenn es heuer im Frühjahr im Hochgebirge nicht noch mindestens zwei Meter schneit, dann drohe rekordverdächtige Gletscherschmelze im Sommer. Das sagt Andrea Fischer, führende Glaziologin und gebürtige Salzburgerin. Zudem warnt sie Skibergsteiger dringend vor Spaltenstürzen. Die Gletscher seien extrem abgeblasen, nur dünn mit brüchigem Schnee bedeckt – mehr dazu in salzburg.ORF.at (9.3.2022)
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