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Gesundheit

Was macht der Ukraine-Krieg mit uns?

Täglich erreichen uns Bilder eines Krieges, der bis vor zwei Wochen noch undenkbar war. Politiker sprechen darüber, Europa aufzurüsten. Auch in Österreich wurden Stimmen laut, den Grundwehrdienst zu verlängern. Was macht der Ukraine-Russland-Krieg mit uns und unserer Psyche?

Die Bilder des Krieges sorgen auch bei uns in Salzburg für Verstörung und Angst. Im schlimmsten Fall erleben jene, die selbst Kriegserfahrungen gemacht haben, ihre Traumata erneut.

Kinder brauchen Vorbilder in der Konfliktbewältigung

„In der Schule und Jugendarbeit werden wir damit konfrontiert sein, dass in den nächsten Wochen Traumatisierungsschritte passieren können. Für Kinder und Jugendliche ist es extrem wichtig wahrzunehmen, wie Erwachsene Konflikte lösen oder mit Gewalt umgehen. Dafür haben wir zurzeit nicht die besten Beispiele“, sagt Hans Peter Graß vom Friedensbüro Salzburg.

Was macht der Krieg mit uns?

Täglich sehen wir Bilder eines Krieges, der nur hunderte Kilometer entfernt von Österreich stattfindet. Und jetzt sprechen wir darüber, dass in Europa aufgerüstet werden soll, Deutschland 100 Milliarden Euro in die Bundeswehr investieren soll und auch in Österreich wurden Stimmen laut, den Grundwehrdienst zu verlängern. Was macht das mit uns und unserer Psyche?

Krieg sei immer mit zivilisatorischen Rückschritten verbunden, sagt Graß: „Wenn wir darüber sprechen in Europa wieder aufzurüsten, dann wird das etwas kosten. Das wird mit Sicherheit auch auf Kosten von anderen Formen der Konfliktbearbeitung gehen.“

Sendungshinweis

„Radio Salzburg Mittagszeit“
9. März 2022
13 bis 14 Uhr

Diskussionsthema

Was macht der Krieg mit uns?

„Im Gespräch bleiben ist wichtig“

Wichtig sei, in Verbindung und Beziehung zu bleiben, sowohl bei Kriegsparteien als auch bei Menschen unterschiedlicher Meinungen. Das betont auch Lukas Thürmer, der an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg zu politischer und interkultureller Psychologie forscht.

Krieg zeigte auch die enorme Solidarität der Menschen

Er stellt neben dem Bedrohungsgefühl, das es auch in Österreich gibt, auch Positives fest. „Dass es in Europa einen Zusammenhalt gibt, der zuvor auch nicht in diesem Maß denkbar gewesen wäre. Auch innerhalb der Gesellschaft sehen wir, dass es viele Initiativen gibt, viel Engagement, dass sich Menschen gegenseitig helfen wollen“, sagt Thürmer.

Demo gegen Ukraine Krieg
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Zuletzt gründeten sich nicht nur zahlreiche, private Hilfsinitiativen. Viele Salzburger gingen auch gegen den Krieg auf die Straße.

„Lernen den Zusammenhalt aufrecht zu erhalten“

Je höher die Bedrohung für eine Gemeinschaft und je wichtiger sie für ihre Mitglieder sei, desto stärker sind Menschen auch bereit, sich für das Wohl der Gruppe einzusetzen, so Thürmer.

„Besonders wichtig in dieser Situation ist, dass wir einerseits den Zusammenhalt, den wir jetzt haben, mitnehmen, dass wir uns da für unsere Ziele einsetzten. Andererseits, dass wir mittelfristig verstehen, wie wir den Zusammenhalt aufrechterhalten und in Situationen herstellen, in denen wir nicht so bedroht sind wie jetzt“, sagt Thürmer.