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Wirtschaft

Noch nie so viele unbesetzte Lehrstellen

Noch nie hat es in Salzburg so viele unbesetzte Lehrstellen pro suchendem Jugendlichen gegeben wie jetzt. Darauf weisen Arbeitsmarktservice und Wirtschaftskammer hin. Beim AMS setzt man deshalb notgedrungen auf die Erwachsenenlehre.

Die Schere zwischen Lehrstellensuchenden und der Zahl der offenen Lehrstellen geht in den letzten Jahren immer weiter auf: Mit Jahresende 2021 war sie im Bundesland so groß wie nie zuvor, sagt Wirtschaftskammer-Präsident Peter Buchmüller: „Es sind 1.210 Lehrstellen gemeldet. Ich möchte nicht wissen, wie viele nicht gemeldet sind, weil die Betriebe sagen: ‚Melden wir nicht, hat ohnehin keinen Sinn.‘ Lehrstellensuchende haben wir 306. Das heißt: Sie können es sich aussuchen.“

Vier offene Stellen pro Lehrstellensuchendem

Auf einen lehrstellensuchenden Jugendlichen kommen in Salzburg also knapp vier offene Stellen. Selbst wenn man den Tourismus ausklammert, seien es noch immer zweieinhalb Stellen pro Interessenten, sagt AMS-Landesgeschäftsführerin Jacqueline Beyer.

Gegenüber 2019 habe sich die Zahl der offenen Lehrstellen um gut ein Fünftel erhöht, betont Beyer. Die Schere zwischen Lehrstellenangebot und Jugendlichen, die eine Lehre machen wollen, gehe in Salzburg seit 2004 immer weiter auseinander – vor allem im Vorjahr habe es einen großen Sprung gegeben: „Die Betriebe haben die Wichtigkeit der Lehrausbildung auch in herausfordernden Zeiten erkannt.“

Erwachsenenlehre wird gefördert, hat aber einen Nachteil

Das AMS setze deshalb mit Förderprogrammen darauf, dass erwachsene Arbeitslose mit Pflichtschulabschluss eine Lehre nachmachen. Allerdings sei das in der Praxis oft nicht so einfach umsetzbar, räumt Beyer ein: „Das braucht sehr, sehr viel Unterstützung. Im letzten Jahr waren wir da zwar auf einem sehr guten Weg. Dann hat aber das Stellenangebot derart überhand genommen, dass viele Menschen natürlich gesagt haben: ‚Bevor ich eine Ausbildung mache, gehe ich wieder arbeiten – die Stellen sind wieder da.‘“

Das AMS habe aber auch für heuer wieder eine Ausbildungsoffensive für Menschen mit Pflichtschulabschluss geplant, betont Beyer. Denn je besser die Ausbildung sei, desto geringer falle das Risiko aus, später wieder arbeitslos zu werden.