Chronik

Aufputschmittel-Prozess: Drei aus U-Haft entlassen

Im Prozess um einen Großschmuggel mit 14 Mio. Aufputsch-Tabletten über Bürmoos (Flachgau) in den Libanon sind Mittwoch drei Angeklagte aus der Untersuchungshaft freigelassen worden. Das Gericht sieht diese nicht mehr als notwendig an. Zehn Beschuldigte bleiben in U-Haft.

Dienstag hatte der Kronzeuge der Anklage ausgesagt – ein Iraker, er habe diese drei Personen nie belastet. Urteile in diesem Prozess rücken damit in weite Ferne, weil große Teile der polizeilichen Telefonüberwachung neu übersetzt werden müssen.

Über Libanon nach Saudi-Arabien geschmuggelt

Bei dem Prozess geht es um den Handel mit 13,8 Mio. Captagon-Tabletten, die über den Libanon nach Saudi-Arabien geschmuggelt wurden. Der Kronzeuge schilderte nun seine Mitwirkung bei der Verpackung der Drogen dem Gericht. Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass der 41-jährige Iraker mit der Arabisch-Dolmetscherin des Gerichtes aus dem Ermittlungsverfahren liiert ist. Er belastet zudem Familienmitglieder des Hauptangeklagten.

Beziehung mit der Übersetzerin

Der Kronzeuge erklärte Dienstag, er befinde sich seit eineinhalb, zwei Jahren mit der Frau in Lebensgemeinschaft. Er könne sich nicht mehr genau an den Zeitpunkt erinnern, wann er sie erstmals getroffen habe. Er wisse, dass er sie „beim Übersetzen bei der Polizei“ kennengelernt habe. Das sei im September 2019 gewesen. Als ihn die vorsitzende Richterin des Schöffensenats mit der Aktenlage konfrontierte und ihm vorhielt, dass er am 23. Juli 2020 das erste Mal zur Polizei gegangen sei, um auszusagen, antwortete er, er könne sich nicht gut auf ein Datum konzentrieren. Er werde seit ein, zwei Monaten von Verteidigern unter Druck gesetzt.

2015 bei Asylkrise nach Österreich gekommen

Jedenfalls habe er mit der Dolmetscherin außerhalb der Übersetzungszeiten nicht über diesen Fall gesprochen, beteuerte der Kronzeuge. Er hatte im Vorfeld des Prozesses eine Diversion bekommen. Das, was er ausgesagt habe, beruhe auf seinem eigenen Wissen: „Ich habe das alles erlebt.“

Die Beschuldigten sollen Mitglieder einer internationalen Bande sein, die die Captagon-Tabletten mit einem mutmaßlichen Verkaufswert von rund 40 Millionen Euro aus dem Libanon über Österreich nach Saudi-Arabien geschmuggelt hat. Die Anklage der Staatsanwaltschaft Salzburg basiert zum Großteil auf den Angaben des Kronzeugen.

Tabletten in Pizzaöfen versteckt

Dienstag war der fünfte Prozesstag. Der Kronzeuge erzählte dem Gericht, er sei im Jahr 2015 nach Österreich gekommen. Bei der Familie mit libanesischen Wurzeln in Bürmoos (Flachgau), deren Pizzeria als Umschlagplatz und Lager der Drogen gedient haben soll, habe er eine Bleibe und eine Arbeit gefunden. Mit dem 28-jährigen, angeklagten Betreiber der Pizzeria habe er im Keller des Lokals Captagon-Tabletten in Pizzaöfen verstaut und mit Folien ausgelegt. Die verhinderten, dass Polizeihunde die Drogen erschnüffeln konnten.

Mutter des Hauptangeklagten soll geholfen haben

Auch die angeklagte 51-jährige Mutter des Pizzeria-Betreibers, mit der der Kronzeuge damals ein Verhältnis hatte, habe beim Verpacken mitgeholfen, „wenn sechs statt vier Hände nötig waren“, sagte der Kronzeuge. Einige Angeklagte hat er nicht belastet. Er könne nicht sagen, ob sie von den Drogengeschäften gewusst haben.