Politik

Austrianer träumen von bewohnbarem Stadion

Mit einem ambitionierten Projekt wollen der Fußballverein Austria Salzburg und sein Sponsor Max Aicher den Sport mit einem Wohnprojekt verbinden. In einem neuen Stadion für 5.000 Zuschauer könnten 428 neue Wohnungen untergebracht werden – plus Tiefgarage für 1.200 Stellplätze. Wie realistisch sind diese Pläne?

Auf Entwürfen und Foto-Montagen sieht man das kleine Stadion im Norden von Salzburg bereits fix und fertig – umrahmt von vier Wohntürmen mit bis zu zwölf Geschoßen, 48 Meter hoch. Dazu im Boden eine zweigeschoßige Tiefgarage, alles in unmittelbarer Nähe von Ausststellugszentrum, Salzburg Arena und Westautobahn – nicht weit von der altehrwürdigen Wallfahrtskirche Maria Plain. Investitionsvolumen: ca. 193 Millionen Euro.

Das Ensemble soll dem Traditionsverein Austria Salzburg künftig als Heimstätte dienen, wenn es nun nach dessen Management geht. Die Violetten müssen nämlich mittelfristig aus ihrer bisherigen Heimstätte im Stadtteil Maxglan abziehen – ebenso die Salzburg Ducks, das Team für American Football. Daneben könnten Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen im neuen Wohnstadion stattfinden, heißt es bei den Befürwortern.

Mit einem ambitionierten Projekt wollen der Fußballverein Austria Salzburg und sein Sponsor Max Aicher den Sport mit einem Wohnprojekt verbinden. In einem neuen Stadion für 5.000 Zuschauer könnten 428 neue Wohnungen  untergebracht werden – plus Tiefgarage für 1.200 Stellplätze beim Ausstellungszentrum. Wie realistisch sind diese Pläne?
austria-salzburg.at
Gleich neben bestehender Salzburg Arena (weiße Kuppel) und Westautobahn. Hinten links: Maria Plain

Vereinsmitglieder euphorisch

Kritiker sagen, damit sei der Konflikt von Stadionbewohnern und Stadionnutzern vorprogrammiert. Aber den werde es nicht geben, ist Claus Salzmann überzeugt, der Präsident der Salzburger Austria: „Wir haben maximal alle 14 Tage ein großes Heimspiel.“ Er sieht auch keine Probleme wegen der 30 Meter entfernten Westautobahn: „Da gibt es andere Bewohner auch – man kann Schallschutz installieren. Und je weiter oben man ist, umso weniger Ärger wird man haben.“

Die Austria zitiert auf ihrer Website auch den Rechtsanwalt Herbert Hübl, den Landesverbandespräsidenten aller Fußballer: „Wow! Ob das nun violett oder eine andere Farbe ist, ich möchte hier objektiv sein, es ist sehr sehr imponierend. Ich kann nur hoffen, dass es bei den Stadtvätern auf ein gutes Echo schlägt."

Politik spürbar ablehnend

Bei der Stadt Salzburg zeigt man sich angesichts dieser Pläne gegenüber dem ORF zugeknöpft bis ablehnend – im Büro von Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP), aber auch bei dem Sport zuständigen Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ). Vieles sei dabei ungeklärt bzw. schwer bis gar nicht zu lösen – zum Beispiel die nötigen Umwidmungen und die Eigentumsverhältnisse.

Genie-Streich oder Schnapsidee?

Dazu kommt noch großer Zeitdruck. Die Austria muss ihre bisherige Heimstätte in Salzburg-Maxglan spätestens 2024 verlassen. Für das neue Stadionprojekt mit den Wohnungen wären aber allein schon drei Jahre Bauzeit veranschlagt. Ob das Max-Aicher-Stadion beim Ausstellungszentrum gegenüber der Salzburg Arena jemals über das Stadium von Farbgrafiken und Simulationen hinauskommt? Die Antwort steht aus heutiger Sicht in den Sternen.