Zwei Lehrlinge beobachten einen Roboter.
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Bildung

Lehrlinge fordern mehr Geld und fixe Freizeit

Wegen des Fachkräfte- und Lehrlingsmangels fordern Personalexperten ein Umdenken seitens der Betriebe. Denn junge Menschen würden immer mehr Wert auf flexible Arbeitszeitmodelle, faire Bezahlung und respektvollen Umgang am Arbeitsplatz legen. Zusammenfassen lässt sich das unter dem Stichwort „Neue Arbeit“.

Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für eine Lehre. Als Gründe werden meistens drei Punkte genannt, die Arbeitszeiten, das Image der Lehre und die Bezahlung. Eine neue Generation fordert eine neue Form der Arbeit. Dazu zählt zum Beispiel die Teilung eines Arbeitsplatzes, die Viertagewoche oder Prämien für Mehrarbeit. Das sind Modelle der „Neuen Arbeit“, um die viele Betriebe wohl in Zukunft nicht mehr herumkommen.

„Nur weil es früher so war, muss es heute nicht so sein“

Sendungshinweis:
Der Lehrlingsmangel ist am 27.10.2021, ab 13.00 Uhr,
auch Diskussionsthema
in der ORF Radio Salzburg „Mittagszeit“.

Der Salzburger Landesjugendsekretär der Gewerkschaft PRO-GE, Stojan Dobres, fordert ein Umdenken der Betriebe: „Wir sind sehr oft konfrontiert mit den Argumenten, ‚das war früher schon so, man muss einfach durchdrucken, das Putzen der Werkstatt gehört in der Lehrzeit dazu‘. Aber nur weil es früher so war, muss es heute auch nicht so sein. Wir sind da, dass wir die Zukunft gestalten und nicht über die Vergangenheit intensiv reden.“

Für junge Menschen wird die planbare Freizeit laut AMS sogar oft wichtiger bewertet als Geld. Die Betriebe müssen sich diesen neuen Anforderungen stellen.

Ein Lehrling schweißt in einer Werkstatt
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AMS unterstützt Betriebe im Wandel

Das AMS Salzburg bietet ab sofort ein spezielles Beratungsangebot für Betriebe an. Damit will das AMS Unternehmen ansprechen, die es schwer haben Lehrlinge zu finden, und die generell an ihrem Image arbeiten wollen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. „Wir haben eine eigene Impulsbetreuung für Betriebe im Wert von 10.000 Euro, wo man genau bei dem Prozess unterstützt. Und das wird sehr gut angenommen und wir merken, es ist angekommen bei den Betrieben, dass es diese Herausforderung jetzt zu stemmen gilt“, erklärt Jacqueline Beyer, die Leiterin des AMS Salzburg.

Tourismus plötzlich nicht mehr „krisensicher“

Den Lehrlingsmangel spüren viele Branchen, in Salzburg vor allem der Tourismus. Die Coronavirus-Pandemie deckte einige Schwachstellen in der Branche auf. So galt der Tourismus immer als „krisensicherer Arbeitsplatz“, außerdem könne man „weltweit“ einen Job im Tourismus finden. Die CoV-Lockdowns und die Reisebeschränkungen zeigten dieser vermeintlich offenen Branche plötzlich Grenzen auf.

Die Tourismusbranche sei daher sehr stark im Wandel, sagt Jacqueline Beyer: „Da haben wir sehr viele Tourismusbetriebe, die sich genau diesem Thema widmen und schon neue Arbeitszeitmodelle haben. Das ist die Zukunft.“

Frau rlegt Bademantel auf Hotelbett
APA/dpa/Stefan Sauer
Die Tourismusbranche muss sich neu aufstellen, um zukünftigen Krisen standzuhalten.

Der Landesjugendsekretär hat noch weitere Ideen für die Zukunft, so fordert Stojan Dobras eine Prämie zum Lehrabschluss: „Viele Betriebe geben sehr viel Geld für Imagekampagnen aus, dieses Geld könnte man ummünzen und direkt den Lehrlingen ausbezahlen.“

Gewerkschaft fordert neue Arbeitszeitmodelle

Neben der Lehrlingsprämie ist eine zweite Forderung der PRO-GE Jugend Salzburg ein Umdenken in Bezug auf Kollektivverträge. Um den Fachkräftemangel entgegenzuwirken brauche es eine faire Bezahlung und neue Arbeitszeitmodelle. „Wir fordern in der Metallindustrie 1.000 Euro für das erste Lehrjahr. Aber auch bei den Arbeitszeitmodellen kann man sich bei den Kollektivvertragsverhandlungen als Sozialpartner zusammensetzen, um das bestmögliche Modell auszuarbeiten“, sagt Stojan Dobras.

Flexiblere Arbeitszeitmodelle gegen Lehrlingsmangel