In Krankenhaus Schwarzach (Pongau) ist der ärztliche Leiter Andreas Valentin gekündigt worden. Freitag nannte das kirchlich geführte Ordensspital „unüberbrückbare Differenzen über die Zukunft des Krankenhauses und mangelnde Management-Qualitäten“ als Gründe. Der prominente Arzt will seine Kündigung juristisch bekämpfen.
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Gesundheit

ÖVP, NEOS kritisieren Kündigung von Spitalschef

Die Landesregierung stellt sich nun hinter Andreas Valentin, den ärztlichen Chef des Krankenhauses Schwarzach (Pongau). Das kirchliche Spital hat den Internisten gekündigt. Der wehrt sich juristisch. Freitag nannte die Klinik „mangelnde Management-Qualitäten“ als Gründe. Gesundheitspolitiker von ÖVP und NEOS kritisieren die Kündigung.

Der in Fachkreisen hoch angesehene Intensivmediziner und Spitalsleiter Andreas Valentin arbeitet unter anderem auch im CoV-Krisenstab des Landes und im Ethikbeirat des Bundeskanzleramtes mit. Der 62-Jährige hat in Schwarzach im Jänner 2015 die Leitung der Abteilung für Innere Medizin übernommen. 2016 wurde er zusätzlich ärztlicher Leiter des ganzen Ordensspitals.

„Zu wenig für die Zukunft des Hauses getan“

Nun wurde die Kündigung mit Ende Februar 2022 ausgesprochen. Zudem sei Valentin ab kommender Woche dienstfrei gestellt. Er habe sich zu wenig um die Zukunft des Spitals und die Betriebswirtschaft der Klinik gekümmert, sagt Hansjörg Brunner, Aufsichtsratsvorsitzender des Schwarzacher Krankenhauses: „Der Herr Professor Valentin war seit vielen Jahren als ärztlicher Leiter dazu aufgefordert, eine Medizinstrategie für das gesamte Haus und für die Abteilung für Innere Medizin zu entwickeln. Leider Gottes sind wir mit ihm übereingekommen, dass hier zu wenig für die Zukunft des Hauses vorgetragen wird.“

Kritik der Landesregierung an Kündigung

Die Kündigung des renommierten Facharztes sei gegen die öffentlichen Interessen in Salzburg, sagte Landesgesundheitsreferent und Vize-Regierungschef Christian Stöckl (ÖVP) dazu den „Salzburger Nachrichten“. Er macht aus seiner Verärgerung über die Vorgangsweise kein Geheiminis – weil auch viel Steuergeld im Spiel sei: „Es handelt sich um ein öffentliches Spital, das zu 100 Prozent mit öffentlichen Geldern finanziert wird.“

Für Stöckl ist es „befremdlich“, dass das Land Salzburg und der Salzburger Gesundheitsfonds von den kirchlichen Eigentümerinnen des Spitals – dem Orden der Barmherzigen Schwestern – nicht informiert worden seien: „Die Geschäftsführerin hat er erst auf Urgenz von mir geantwortet und sich dann auf Vertraulichkeit berufen.“

Der Gesundheitspolitiker sieht auch negative Auswirkungen für die Versorgung der Bevölkerung. Facharzt Valentin habe in der Corona-Krise für den Süden Salzburgs eine äußerst wichtige Funktion erfüllt: „Das wird jetzt ganz schwierig“, so der Salzburger Vize-Regierungschef.

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In Krankenhaus Schwarzach (Pongau) ist der ärztliche Leiter Andreas Valentin gekündigt worden. Freitag nannte das kirchlich geführte Ordensspital „unüberbrückbare Differenzen über die Zukunft des Krankenhauses und mangelnde Management-Qualitäten“ als Gründe. Der prominente Arzt will seine Kündigung juristisch bekämpfen.
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Andreas Valentin, ärztlicher Leiter des Krankenhauses Schwarzach
In Krankenhaus Schwarzach (Pongau) ist der ärztliche Leiter Andreas Valentin gekündigt worden. Freitag nannte das kirchlich geführte Ordensspital „unüberbrückbare Differenzen über die Zukunft des Krankenhauses und mangelnde Management-Qualitäten“ als Gründe. Der prominente Arzt will seine Kündigung juristisch bekämpfen.
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Mit Kolleginnen bei der Arbeit auf der Station
In Krankenhaus Schwarzach (Pongau) ist der ärztliche Leiter Andreas Valentin gekündigt worden. Freitag nannte das kirchlich geführte Ordensspital „unüberbrückbare Differenzen über die Zukunft des Krankenhauses und mangelnde Management-Qualitäten“ als Gründe. Der prominente Arzt will seine Kündigung juristisch bekämpfen.
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Hansjörg Brunner vom Aufsichtsrat des Schwarzacher Spitals
In Krankenhaus Schwarzach (Pongau) ist der ärztliche Leiter Andreas Valentin gekündigt worden. Freitag nannte das kirchlich geführte Ordensspital „unüberbrückbare Differenzen über die Zukunft des Krankenhauses und mangelnde Management-Qualitäten“ als Gründe. Der prominente Arzt will seine Kündigung juristisch bekämpfen.
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In Krankenhaus Schwarzach (Pongau) ist der ärztliche Leiter Andreas Valentin gekündigt worden. Freitag nannte das kirchlich geführte Ordensspital „unüberbrückbare Differenzen über die Zukunft des Krankenhauses und mangelnde Management-Qualitäten“ als Gründe. Der prominente Arzt will seine Kündigung juristisch bekämpfen.
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NEOS im Landtag: „Spitalsmanager hinter dem Mond“

Heftige Kritik an der Kündigung von Valentin kommt auch von den NEOS im Salzburger Landtag. Deren Gesundheitssprecher Sebastian Huber sagt, die Argumentation der Klinik sei erschütternd: „Inmitten der schwersten Gesundheitskrise seit mehr als hundert Jahren wird ein Profi von der Klasse Valentins gekündigt, weil er angeblich für Wirtschaftliches zu wenig Interesse zeige. Diese Argumentation ist absolut jenseitig und unverständlich – insbesondere für ein Ordensspital.“

Es zeige sich, dass entscheidende Personen des Krankenhauses Schwarzach „offenbar hinter dem Mond leben“. Anders könne er sich diese Vorwürfe nicht erklären, so Huber, der selbst jahrelang als Arzt in einem Ordensspital gearbeitet hat: „Ich empfehle den Verantwortlichen, ihre Entscheidung eingehend zu prüfen. Sie werden rasch merken, dass niemand sonst dieser Argumentation folgen kann.“

Der NEOS-Gesundheitssprecher und Zweite Präsident des Landtages fordert zudem, dass sich die Klinikleitung bei Andreas Valentin entschuldigen und als Leiter der Internen Abteilung weiter beschäftigen sollte.

Valentin verweist auf gelieferten Strategieplan

Der nunmehr hinausgeworfene Arzt sieht die Lage so: „Diese Vorwürfe aus dem Aufsichtsrat kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe mit dem Kollegium der Primarärzte – wie es der Auftrag aus dem Aufsichtsrat war – ein Papier zur Medizinstrategie entwickelt.“ Einzelne Punkte dieses Strategieplans seien sogar bereits umgesetzt, so Valentin.

Auch Belegschaft und Betriebsrat des Spitals stehen hinter dem ärztlichen Leiter. Es gibt auch Unterstützungserklärungen etlicher medizinischer Fachgesellschaften aus dem In- und Ausland.

Klinik: „Für Wirtschaftliches zu wenig Interesse“

Valentins medizinische Kompetenz sei auch im Klinikum unbestritten, so Aufsichtsrat Brunner. Dem Arzt fehle jedoch wirtschaftliches Denken: „Er ist ein unglaublich guter Fachmann für die Innere Medizin. Da hat er für das Haus unglaublich Tolles geleistet – mit seinem gesamten Team zur Bewältigung der Pandemie. Für die anderen Fragen aber hat der Herr Professor Valentin zu wenig Zeit gehabt und möglicherweise auch zu wenig Interesse gezeigt.“ Brunner ergänzt, sehr wahrscheinlich sei zu wenig betriebswirtschaftliches Interesse vorhanden.

Valentin weist auch das zurück mit Verweis auf seine Kernaufgaben: „Im Vordergrund steht für einen Arzt immer die medizinische Versorgung der Bevölkerung und der Patienten. Dass das auch unter wirtschaftlichen Aspekten geschehen muss, das ist ja selbstverständlich. Aber die Priorität hat natürlich die medizinische Versorgung.“

Mittermair soll den Job interimistisch machen

Andreas Valentin möchte weiterhin im Schwarzacher Spital arbeiten. Er hat rechtliche Schritte gegen die Kündigung eingeleitet. Die interimistische Funktion des ärztlichen Leiters soll laut Klinik sein Kollege Manfred Mittermair bis zur Neuausschreibung übernehmen, der Primar der Unfallchirurgie.

Für Beobachter spannend bleibt die Frage, ob die Salzburger Landesregierung bzw. der gesetzgebende Landtag als 100-Prozent-Geldgeber des Schwarzacher Ordensspitals auch noch bei der weiteren Entwicklung mitreden möchten – bzw. ob sie mitreden werden.