Frau arbeitet am Computer
Natee Meepian – stock.adobe.com
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Wirtschaft

Zocken im Web: Kritik an mangelndem Spielerschutz

Bei Online-Glücksspielen sei der Spielerschutz noch stark verbesserungsbedürftig. Das ergab ein Konsumentenschutztest des Salzburger Instituts für Glücksspiel und Abhängigkeit. Besondere Kritik gibt es an einem Web-Angebot der Casinos Austria.

„Wir wollen nicht schimpfen, wir wollen den Spielerschutz weiterentwickeln“, sagt Institutsvorsitzender Roman Neßhold. Anlass der Untersuchung waren immer mehr Meldungen, dass der Spielerschutz beim österreichischen Online-Glücksspielanbieter win2day nicht eingehalten würde. Deshalb sei zwischen 28. Mai und 29. Juni dieses Jahres ein Test auf win2day durchgeführt worden, so Neßhold.

„Spielerschutz standardmäßig deaktiviert“

Win2day ist das Online-Angebot von Casinos Austria und den Österreichischen Lotterien. Neben Lotto und Toto bietet die Seite auch Sportwetten und 72 verschiedene Casino-Spiele an. Eine Spielerschutzsoftware namens „Mentor“ soll „problematisches Spielverhalten“ frühzeitig erkennen und den Nutzer warnen. Pro Konto können maximal 800 Euro pro Woche verspielt werden.

Im Testzeitraum habe sich jedoch gezeigt, dass die Spielerschutzsoftware „standardmäßig deaktiviert“ und die Aktivierungsmöglichkeit schwer auffindbar war. Eine 72-stündige „Cooldown“-Phase zwingt einen Nutzer zur Auszeit, wenn er sein Spiellimit erhöht. Allerdings habe sich im Test gezeigt, dass auf denselben Namen und dieselbe Anschrift mehrere Konten angelegt werden konnten, ohne vom System daran gehindert zu werden. Somit könne ein Nutzer nahezu 7.000 Euro pro Monat verspielen. „Das ist natürlich fatal, wenn man bedenkt, dass gerade Menschen, die Probleme mit dem Spielen haben, nach solchen Möglichkeiten suchen, die Limits auszureizen, mehr und länger zu spielen“, sagt Neßhold.

In einem Versuch zeigte sich, dass bei einem einzigen Spiel innerhalb von nur drei Minuten 500 Euro verspielt werden konnten. „Das erscheint uns exorbitant hoch. Menschen mit Suchtverhalten passiert genau so was“, so der Fachmann. Hier müssten die zulässigen Spieleinsätze (im Versuch 25 Euro pro Spiel) verringert oder die Spieldauer verlängert werden. Ein Automatenspiel, das drei Sekunden dauere, sei nämlich weniger suchtgefährlich als ein Spiel, das nur eine Sekunde dauere.

„Einzahlungslimit zu hoch angesetzt“

Neßhold empfiehlt zudem die standardmäßige Aktivierung von „Mentor“ sowie die Unterbindung der Nutzung mehrerer Konten durch dieselbe Person und von Parallelspielen. Das pauschale Einzahlungslimit von 800 Euro pro Woche „erscheint uns angesichts des Durchschnittseinkommens eines Arbeitnehmers von 2.100 Euro im Monat nicht nachvollziehbar“. Hier sollte es eine Staffelung je nach Vermögens- und Einkommenssituation geben.

Aus rechtlicher Sicht – etwa bei Schadensersatzforderungen – problematisch erscheint Neßhold auch der Umstand, dass Sportwetten und Glücksspiele über dasselbe Konto verrechnet werden, obwohl hier unterschiedliche Gesetze zum Tragen kommen. Insgesamt bedürfe es einer Reform des Glücksspielgesetzes mit strengeren Regeln, um Spielsüchtige besser zu schützen, fordert Neßhold.