Wolf in Bruck (Pinzgau) entlang von Radweg gesichtet
Anna-Maria Pichler
Anna-Maria Pichler
Umwelt

WWF kritisiert Wolf-Abschusspläne

Die vor zwei Wochen von der Salzburger Landesregierung vorgelegten Abschusspläne für „Problemwölfe“ sind für den WWF Österreich gleich mehrfach rechtswidrig. Gemeinsam mit der Umwelt-Allianz Ökobüro wird eine ersatzlose Streichung des Verordnungsentwurfs gefordert.

Nach der jüngsten Häufung von Wolfsrissen auf Salzburger Almen haben sich die ÖVP und die Grünen in der Landesregierung am 21. Juli auf eine neue Vorgehensweise geeinigt. Statt Abschussbescheide sollen neu Verordnungen Abschüsse von Tieren erlauben – und zwar, in dem Jagdgebiet zu sogenannten Maßnahmengebieten erklärt werden. Der Abschuss der Tiere wird stark erleichtert – auch wenn streng nach einem Kriterienkatalog vorgegangen werden soll. Als „Problemwölfe“ gelten dabei einzelne Wölfe, die 25 Nutztiere in einem nicht schützbaren Bereich innerhalb eines Monats töten oder verletzen.

Nicht nur Problemwölfe könnten getötet werden

Die geplante Verordnung stelle aber nicht sicher, dass nur das zum Abschuss freigegebene Tier bejagt wird – was rechtswidrig sei, betonten WWF und Ökobüro in der Stellungnahme. Im Einzelfall könne nicht ausgeschlossen werden, dass auch Wölfe getötet werden, die nicht unter die Definition eines „Problemwolfs“ fallen. Zudem widerspreche die Festlegung einer willkürlich gewählten Anzahl von Nutztierverlusten dem EU-Naturschutzrecht.

WWF: Wolfspopulation sei zurückgegangen

Generell seien Abweichungen vom strengen Schutz des Wolfes durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU nur in Ausnahmefällen zulässig. „Der strenge Schutz muss daher die Regel darstellen.“ Der Erlass einer Verordnung würde aber die Ausnahmen vom Schutz zur Regel machen. Zugleich missachte der Verordnungsentwurf den aktuell ungünstigen Erhaltungszustand. So sei die Population der Wölfe in Österreich im Vergleich zum Jahr 2019 sogar zurückgegangen. „Hinzu kommt die Bedrohung durch illegale Abschüsse“, heißt es in der Stellungnahme.

Alternative Maßnahmen sollen spezifisch geprüft werden

Die Prüfung von alternativen Maßnahmen – etwa durch Zäune, Nachtpferche oder den Einsatz von Hirten oder Herdenschutzhunden – erfolge im Entwurf nach allgemeinen Kriterien pauschal für 52 Almen mit Schafs- und Ziegenhaltung und komme zu dem Ergebnis, „dass alternative Maßnahmen generell nicht möglich wären.“ Für WWF und Ökobüro müssten aber Machbarkeit und Umsetzbarkeit von Herdenschutz für jede Alm spezifisch und einzeln betrachtet werden.

WWF: Salzburg hat Herdenschutz versäumt

Und in noch einem Punkt gehen sie hart mit der Landesregierung ins Gericht. „Seit den ersten Übergriffen durch Wölfe in Salzburg vor etwa zehn Jahren wurden keine Versuche gestartet, fachgerechten Herdenschutz mit Hirten und Herdenschutzhunden umzustehen“, heißt es in der Stellungnahme. Es werde zwar immer wieder betont, dass derzeit weder Hirten noch Herdenschutzhunde zur Verfügung stehen. „Seit damals wurde jedoch nichts getan, damit sich an der Situation etwas ändert.“

Hält die Verordnung der Landesregierung, könnte sie zum ersten erlaubten Wolfsabschuss in Österreich seit der Rückkehr der Tiere führen.