Nur ein Flieger steht am Vorfeld des Salzburger Flughafens – im Hintergrund der Tower
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Chronik

Flugmanöver bei Sturm 2017: „Lage war bedrohlich“

Vier Jahre nach einem Durchstarte-Manöver am Salzburger Flughafen, stuft das Verkehrsministerium den Flugvorgang einer Austrian Airlines Maschine als bedrohlich ein. Bei starken Sturmböen haben sich die Piloten damals beim Landeanflug entschieden erneut durchzustarten – jetzt liegen die finalen Untersuchungsergebnisse vor.

Am 27. Oktober 2017 gegen 17:35 Uhr steuerte die AUA-Maschine mit 102 Passagieren an Bord den Salzburger Flughafen an. Wegen starker Sturmböen konnten an diesem Tag mehrere Flugzeuge in Salzburg nicht landen – auch im Cockpit des Embraer Jets der Austrian Airlines leuchtete unmittelbar vor der Landung eine Warnleuchte wegen der gefährlichen Windstärken auf. Der Pilot entschied deshalb mit der Maschine durchzustarten, um wieder aufzusteigen.

Maschine war nur noch in 500 Meter Höhe

Damit die Triebwerke den dafür nötigen Schub schnellst möglich generieren, muss der sogenannte „Take-Off-Go-Around“-Schalter (TOGA-Button) in der Maschine gedrückt werden. Und genau das kritisiert die Untersuchungsstelle – denn die Piloten warteten damit 73 Sekunden lang, heißt es in dem Bericht. Dann erst wurde der Knopf gedrückt. Zu diesem Zeitpunkt war der Flieger bereits weniger als 500 Meter vom Boden entfernt.

„Situation in Salzburg sicher herausfordernder“

Luftfahrtexperte Kurt Hofmann ordnet den Vorfall als schwerwiegend ein. „Ich habe mich an den Informationen orientiert, die auch in einer Tageszeitung publiziert wurden und wenn man sich das so ansieht, könnte man schon von einem gravierenden Zwischenfall sprechen. Natürlich gibt es täglich weltweit viele solcher Durchstartmanöver, aber es kommt immer auf den Flughafen an. In Salzburg – mit den vielen Bergen rund herum und der Stadt in der Nähe – ist das sicher herausfordernder, wie wenn man das in Linz machen würde“, argumentiert Hofmann.

Der finale Bericht zum 27.Obktober 2017

Nachdem die Piloten das Flugzeug am 27. Oktober wieder durchgestartet hatten, drehten sie zwei Warteschleifen und landeten danach am Salzburger Flughafen – keiner der Passagiere wurde verletzt.

AUA: Knopf wurde aus Überraschungseffekt nicht gedrückt

Die AUA sprach am Dienstag in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber dem ORF von keinem „Beinahe-Absturz“, sondern von einem „unerwünschten Flugzustand“. Außerdem wies man darauf hin, dass es sich bei einer solchen Untersuchung nicht um eine Schuldzuweisung handle. Das Ziel einer solchen Untersuchung sei es viel mehr die Verhinderung künftiger Unfälle und Störungen.

Weiters hält die AUA fest: „Wie aus dem Abschlussbericht ersichtlich, wurde der TOGA-Button aufgrund des Überraschungseffektes nicht gedrückt. Austrian Airlines ist wichtig zu betonen, dass in der gesamten Branche eine Fehler- und Vertrauenskultur (Just Culture) gelebt wird. Das Austrian Airlines Team lernt aus Fehlern und geht mit diesen transparent um.“