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Soziales

„Fair-teilen“: Drei Mal so viele Bittsteller

Acht Jahre lang steht der Fair Share Container schon auf dem Mirabellplatz: der Ansturm auf dieses Geldumverteilzentrum war aber noch nie so groß wie jetzt. Viele Menschen kommen mit ihrem Geld nicht aus, suchen finanzielle Hilfe und bekommen sie auch.

Über 70.000 Euro auf dem Spendenkonto – aber auch dreimal so viele Bittsteller als noch vor der Corona-Pandemie. Das ist eine unübliche, fast nicht mehr bewältigbare Situation für den Mann, der – ähnlich wie Robin Hood – von denen nimmt, die mehr haben als sie brauchen und es denen gibt, die zu wenig haben: Max Luger, „Geldverteiler“ von Fair Share.

Derzeit sei besonders viel los. Konkret, seit dem 31. Mai, an dem wieder aufgesperrt ist, kommen dreimal so viele Leute wie zuvor, sagt Luger: „Letzte Woche waren es 60. Das waren in der Stunde fünf Leute, und das ist an meine Grenze gegangen. Im Sinne von kann ich noch geben, oder nicht. Das ist immer die Entscheidung und ich will aber niemandem Unrecht tun. Das ist das Schwierigste. Man will ja das Geld gerecht verteilen.“

Klientel hat sich geändert

Seit Beginn der Pandemie hat sich auch das Klientel geändert. Es kommen immer mehr junge Menschen unter 20, viele die im Gastgewerbe gearbeitet haben. Die Stromrechnung und die Miete sind die Hauptprobleme für viele Menschen, irgendwann geht es sich einfach nicht mehr aus, sagt Luger: „Sie verzichten sowieso auf sehr viel und sparen beim Einkaufen. Aber es sind Grenzen da. Irgendwann geht es nicht mehr.“

Niemand muss sich schämen Hilfe anzunehmen

Die Sozialhilfe 13 Mal im Jahr statt zwölf Mal – das fordert Max Luger von der Politik: „Die Politiker trauen sich das nicht, weil dann die Leute sagen, die arbeiten nichts und bekommen dann auch so viel Geld. Die Leute müssten mehr Verständnis haben. Denn es kommen manchmal Leute, die hätte nie gedacht, dass sie selbst einmal in diese Lage kommen. Es kann wirklich jeden treffen.“

Niemand ist davor gefeit und niemand soll sich schämen dafür, dann auch wirklich zu kommen und Hilfe anzunehmen. Der Fair Share Container am Mirabellplatz ist Montag bis Donnerstag von 9 bis 12 Uhr besetzt. Ein niederschwelliger und notwendiger Beitrag auf dem Weg zu einer menschlicheren Gesellschaft.