Kerzen mit Blumenmotiven in Lebzelterei auf Regal
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Wirtschaft

Lebzelter-Traditionsbetrieb schließt nach 142 Jahren

Der Lebkuchen- und Kerzenmanufaktur-Traditionsbetrieb Nagy in der Stadt Salzburg schließt nach 142 Jahren im Sommer seine Pforten. Bis August soll die Ware abverkauft werden. Es habe keinen Nachfolger für die Übernahme gegeben, sagt die Betreiberfamilie.

Der aus Ungarn stammende Ludwig Nagy hatte den Betrieb in der Linzergasse in der Salzburger Altstadt im Jahr 1879 gegründet. 130 Jahre lang wurden auch dort die Produkte verkauft. Seitdem befindet sich das Geschäft im Produktionsstandort an der Sterneckstraße in Salzburg-Schallmoos. Ende Juni läuft die Produktion von Kerzen und Lebkuchen dort aus. Im Juli und August soll die restliche Ware abverkauft werden.

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Geschäft der Lebkuchen und Kerzenmanfaktur Nagy im 19. Jahrhundert
Nagy Lebkuchen- & Kerzenmanufaktur
1879 gründete Ludwig Nagy das Lebzelter- und Kerzengeschäft an der Linzergasse in der Salzburger Altstadt
Ehemaliges Nagy Geschäft an der Linzergasse in der Salzburger Altstadt
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130 Jahre lang war das Geschäft ein Fixpunkt in der Gasse
Geschäft der Lebkuchen und Kerzenmanfaktur Nagy an der Sterneckstraße in Salzburg-Schallmoos
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In den letzten Jahren war das Geschäftslokal am Produktionsstandort in der Sterneckstraße in Salzburg-Schallmoos untergebracht

Keine Nachfolger in der nächsten Generation

„Gemeinsam und schweren Herzens“ habe sich die Familie dazu entschlossen, den Betrieb zu schließen, schreiben die Betreiber Wolfgang Svoboda und seine Schwestern Elisabeth Maislinger und Gabriela Adlmanseder in einer Pressemitteilung. Sie führten das Unternehmen bisher in der fünften Generation.

Ein Hauptgrund dafür sei, dass zwei der drei Geschwister in Pension sind oder kurz davorstehen. Doch in der Familie gebe es keine Nachfolger, die die Manufaktur übernehmen möchten. Alle fünf Kinder der Geschwister hätten sich schon „vor langer Zeit für andere Ausbildungen und berufliche Wege entschieden.“

„Unser Handwerk ist vom Aussterben bedroht“

Durch die Schließung verlieren sieben langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Jobs, bedauert Wolfgang Svoboda. Er sieht für das Gewerbe der Lebzelterei und Wachszieherei in der Zukunft schwarz: „In den letzten Jahren haben wir uns schwergetan, besonders nach dem verdienten Ruhestand von wichtigen Schlüsselarbeitskräften, fachlich gut ausgebildete Mitarbeiter zu finden. Das ist auch der Grund, dass es den Lehrberuf für Lebzelterei und Wachszieherei schon seit Jahrzehnten, zumindest in Österreich, nicht mehr gibt. Unser Handwerk ist vermutlich vom Aussterben bedroht.“

Es gebe aber auch weitere Gründe, warum sich eine Wachs- und Lebkuchenmanufaktur aktuell schwer tue, so Svoboda: „Der Trend zum Online-Shopping mit den vielen Angeboten der Massenproduktion ist einfach zu stark.“ Zudem seien die Rohstoffpreise gerade für das Paraffin für Kerzen in den letzten Monaten in Folge der Coronavirus-Pandemie stark gestiegen.

Bäckerei stellt jetzt „Salzburger Honiglebkuchen“ her

Einzig die bisher bei Nagy produzierten „Salzburger Honiglebkuchen“ soll es weiter geben – sie werden aber künftig von der Bäckerei Eßl in Salzburg-Lehen hergestellt.

Das Handwerk Lebzelten und Wachsziehen hat eine lange Tradition und zählt zu den ältesten Handwerksberufen. Der Grund, warum diese beiden Produkte zusammen hergestellt werden, liegt darin, dass früher für beide Produkte ein Rohstoff verwendet wurde, der von den Bienen stammt: Der Honig für die Lebkuchen und das Bienenwachs für die Kerzen.