Als Nikolaus Bachler (früher Klaus Bachler) zum geschäftsführenden Intendanten der Salzburger Osterfestspiele bestellt wurde, war vielen Fachleuten klar, dass es kein allzu gutes Einvernehmen mit Christian Thielemann mehr geben dürfte, mit dem künstlerischen Leiter, für viele genialen und streitbaren Chefdirigenten der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Im Vorjahr ist das Festival dann wegen des ersten Lockdowns ausgefallen. Heuer wurde es von Ostern auf November 2021 verschoben.
Lob von beiden Seiten in höchsten Tönen
Und die beiden scheinbaren bzw. früheren Streithähne streuten sich bei der Online-Pressekonferenz aus Dresden und München am Mittwoch gegenseitig Rosen. Die auch medial breitgetretenen Meinungsverschiedenheiten und Seitenhiebe dürften nun komplett beigelegt und ausgeräumt sein.
Zuerst dazu die harmonische Beurteilung der aktuellen Lage von Dirigent Thielemann: „Es gibt es einen wunderbaren Ausspruch von Konrad Adenauer, und das ist schon ein paar Jahre her: Was kümmert mich mein dummes Geschwätz von gestern? Man ändert nicht nur seine Meinung, sondern die alten Griechen haben gesagt: Alles fließt! Bei Herrn Bachler und mir fließt eben ein wunderbarer Gedankenaustausch. Ich kann das gar nicht erklären, und er ja auch nicht. Wir verstehen uns blendend.“
„Gemeinsame Arbeit als Heilmittel“
Bachler erwidert daraufhin bei diesem Pressegespräch via Web, er könne es schon erklären: „Wir haben mit gemeinsamer Arbeit begonnen. Wir haben uns über die Arbeit sehr schnell gefunden. Die Arbeit funktioniert wunderbar.“
Und eigentlich endet die Ära der Sächsischen Staatskapelle Dresden mit ihrem Chefdirigenten Christian Thielemann mit den Salzburger Osterfestspielen des Jahres 2022. Aber für die beiden Männer ist die Sache nun offenbar längst noch nicht abgehakt, weitere Zusammenarbeit ist neuerdings absehbar. Bachler betonte am Mittwoch, es sei künftig „jede Möglichkeit offen“. Thielemann: „Dem kann ich nur zustimmen.“
Blick ins 2022er-Programm
Im Zentrum stehen Richard Wagner und sein Lohengrin, ein Werk, das bei den Osterfestspielen zuletzt 1976 neu inszeniert wurde.
Der Herbert-von-Karajan-Preis geht 2022 an die Sächsische Staatskapelle Dresden. Thielemann – einst Schüler von Karajan – leitet auch das Chorkonzert. Es steht im Zeichen des Werks Anton Bruckners – mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks.
Brahms 125. Todestag als Schwerpunkt
Beim jährlich sehr populären „Konzert für Salzburg“ dirigiert der erste Gastdirigent der Staatskapelle, der Südkoreaner Myung-Whun Chung, unter anderem die Vierte Symphonie von Johannes Brahms. Dessen Todestag jährt sich 2022 zum 125. Mal.
Brahms steht auch im Mittelpunkt der beiden Kammerkonzerte. Die Staatskapelle Dresden kombiniert zuerst sein Streichquintett G-Dur op. 111 mit zwei Werken aus dem 20. Jahrhundert: Béla Bartoks Streichquartett Nr. 1 a-Moll op. 7 und György Kurtágs Signs Games and Messages für Viola solo.
Antoine Tamestit soll – neben dem Solowerk – auch in Brahms‘ Streichquintett musizieren. Das Kammerkonzert II startet dann mit Serenade Nr. 1 D-Dur op. 11. Danach spielt ein Kammerensemble noch Richard Wagners Siegfried-Idyll.