Am Montagvormittag gestand der 40-Jährige Tscheche, bei dem Raub und der Entführung der Juweliersfamilie im Sommer 2019 dabei gewesen zu sein. Mit zwei weiteren Tätern soll er die Familie in deren Haus am Heuberg in Koppl (Flachgau) brutal überfallen haben. Der Erstangeklagte, ebenfalls ein Tscheche, blieb aber weiter dabei, am 15. August vor zwei Jahren in Tschechien gewesen zu sein. Die Aussagen dreier Entlastungszeugen und ein Vertrag mit einer Leihautofirma würden den Verdächtigen entlasten, sagte Tobias Mitterauer, der Anwalt des 43-Jährigen Tschechen. „Wir haben also ein Alibi“, ergänzte Mitterauer beim Prozess am Montagvormittag.
Der Opferanwalt forderte insgesamt 160.000 Euro Schmerzensgeld für die Juweliers-Eheleute, das Au-Pair-Mädchen und die Wanderer, die die Geiseln aus dem Auto im Wald befreit hatten. An der Villa am Heuberg entstand ein Schaden in Höhe von 1,3 Millionen Euro. Es gibt noch kein Urteil, der Prozess wurde zur weiteren Beweisaufnahme auf Mitte Juli vertagt.
DNA-Spuren belasten den Erstangeklagten
Sechs DNA-Treffer belasten aber auch den 43-Jährigen Tschechen. Die Ermittler fanden DNA-Spuren auf den Benzinkanistern, einer Stirnlampe und einer PET-Flasche. Der Erstangeklagte fand beim Prozess aber eine Erklärung dafür. Er sei in Tschechien wegen Autodiebstählen verurteilt worden. Einen Wagen, den er nicht der Polizei ausgefolgt habe, habe er einige Tage vor dem Juwelierraub an den geständigen 40-Jährigen verkauft. Er habe keinen Grund gesehen, warum er diese Gegenstände nicht hätte im Auto lassen sollen, schilderte der Angeklagte.
Die beiden Angeklagten wurden im November und Dezember 2019 in Tschechien festgenommen. Vor Gericht bestätigten sie am Montag, dass sie sich bei einer bereits abgesessenen Haftstrafe kennengelernt hätten. Den beiden wird schwerer Raub, erpresserische Entführung, Nötigung und Brandstiftung vorgeworfen. Ein dritter Täter ist noch flüchtig. Die Staatsanwaltschaft spricht beim Prozess von einer bis ins Detail geplanten Home Invasion am Heuberg.
Juweliersfamilie ausgeraubt und entführt
Es war in der Tat ein spektakulärer Überfall, der sich am 15. August ereignete: Drei maskierte Männer drangen in die Villa der Juweliersfamilie am Heuberg in Koppl (Flachgau) ein, einer der Männer trug eine Faustfeuerwaffe bei sich.
Sie bedrohten und fesselten die Familie. Die Juwelierin wurde gezwungen, in das – am damaligen Feiertag geschlossene – Geschäft in der Salzburger Altstadt zu fahren und von dort Schmuck zu besorgen.
Bilder vom Tag des Überfalls
Nachdem die Täter die Villa nach Wertgegenständen durchsucht hatten, steckten sie das Haus in Brand und fuhren mit den Gefesselten im Auto in ein Waldstück. Am Weg dort hin blieb der Pkw in einer Wiese hängen, und die Männer flüchteten zu Fuß. Wanderer beobachteten, wie das Trio seine Kleidung im Wald anzünden wollte. Als die Täter die Wanderer bemerkten, gab einer der Männer vier Schüsse ab und das Trio flüchtete. Wenig später befreiten die Wanderer die Geiseln.
Verdächtige in Prag gefasst
Rund drei Monate nach dem Überfall wurde der heute 43-Jährige, der auf der Anklagebank sitzt, in Prag festgenommen und ausgeliefert. Einen weiteren Monat später klickten bei dem damals 39-Jährigen ebenfalls in Prag die Handschellen. Laut Staatsanwaltschaft waren die beiden Beschuldigten vor einigen Jahren in Tschechien im selben Gefängnis inhaftiert.