Unipark Nonntal
ORF.at/Georg Hummer
ORF.at/Georg Hummer
Bildung

CoV-Lockerungen: Unis warten weiter

Während Schulen, Gasthäuser und Freizeiteinrichtungen geöffnet sind, ist der Präsenzunterricht in den Universitäten nach wie vor eingeschränkt. Erst ab dem Wintersemester – also ab Oktober – soll es an der Universität Salzburg wieder Regelbetrieb geben.

Viele Studierende fühlen sich von der Politik vergessen, sagte Keya Baier, die Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) an der Universität Salzburg am Dienstag in der Radio Salzburg „Mittagszeit“. Viele hätten zudem finanzielle Probleme, da durch die Lockdowns auch Studentenjobs in Gastronomie und Handel zeitweise weggefallen seien. Außerdem sei die psychische Belastung durch die Umstellung auf die Online-Lehre bei den Studierenden gestiegen, so Baier – zusätzlich zu schon bestehenden Probleme wie etwa Prüfungsängste.

Die ÖH-Vorsitzende forderte die Politik daher auf, auf die Studenten einzugehen. „Es gibt mangelndes Interesse und Verständnis an der Situation der Studierende“, kritisierte Baier, „das echte Studentenleben fehlt komplett.“ Hendrik Lehnert, Rektor der Universität Salzburg, betonte am Dienstag, er nehme die Gesamtsituation der Studierenden ernst, es gebe einen wöchentlichen Austausch mit der Politik auf Landes- und Bundesebene.

„Regelbetrieb“ ab Wintersemester

Nur einige wenige Studierende sehen die Universitäten momentan von innen. Nur jene Lehrveranstaltungen, die online nicht stattfinden können, finden im Präsenzunterricht statt – und das mit CoV-Schutzmaßnahmen. Dazu zählen etwa Sportkurse oder Laborpraktika. An allen anderen Kurse kann man nur per Internet teilnehmen.

Im Herbst soll an der Universität Salzburg wieder Regelbetrieb herrschen, allerdings unter Einhaltung von bestimmten CoV-Maßnahmen, sagte Rektor Lehnert: „Wir hoffen damit, dass wir in eine Normalität im Winter kommen, die aber mit Sicherheit nicht dem Studienbetrieb eins zu eins entsprechen wird, den wir aus den Vorjahren kennen.“

Bildungsverlust noch nicht absehbar

In den Schulen warnen Expertinnen und Experten schon vor einem Bildungsverlust, weil durch den Online-Unterricht viele Inhalte verloren gehen würden. Keya Baier studiert Politikwissenschaften, sie warnt davor, dass auch die Qualität im Studium unter der Online-Lehre leidet. „Viele Studierende haben Kurse oder Prüfungen nicht machen können und sind im Studienfortschritt zurückgefallen. Sie nehmen jetzt viel weniger mit im Studium, ich merke das selbst in meinem Studium.“ Umgekehrt erzählen Studierende aber auch, dass sie durch die Online-Lehre profitiert hätten, da viele Inhalte jederzeit online abrufbar wären.

Für Claudia Wöhle, Fachbereichsleiterin für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Salzburg, ist es hingegen schwierig zu sagen, ob es diese Bildungslücke in ihrem Fachbereich auch gibt. Zwar fehle der persönliche Kontakt, aber es seien auch viele gute Erfahrungen mit der Online-Lehre und neue didaktische Elemente dazugekommen. Trotzdem hofft die Fachbereichsleiterin, kommendes Wintersemester wieder mit dem Präsenzunterricht starten zu können.

Sportstudentin: „Kann nicht in Badewanne schwimmen“

Bei einigen Studien wie etwa Musik oder Sport fehlt den Studierenden die Praxis. Sportstudentin Verena Rathmaier will ihr Sportwissenschafts- und Lehramtsstudium mit Sommer abschließen. Das letzte Studienjahr verlief anders als geplant. „Wenn ich einen Kurs habe, der Leichtathletik oder Schwimmen heißt, kann ich nicht auf der Straße sprinten gehen oder in der Badewanne schwimmen“, sagt die Sportstudentin. Zwar laufe jetzt der Praxisunterricht bis auf wenige Ausnahmen mit den gewohnten Coronavirus-Maßnahmen wieder weiter, einige Kurse seien aber abgesagt oder verschoben worden.

Musikstudentin: „Beim Singen mit FFP2-Maske umgefallen“

Auch Musikstudentinnen und -studenten brauchten seit Beginn der Coronavirus-Krise einen langen Atem – und das nicht nur sprichwörtlich. Denn während der Lockdowns mussten die Studierenden zum Teil Masken beim Singen tragen. „Gott sei Dank dürfen wir beim Singen jetzt die Maske runternehmen, weil es gibt schon die größten Fehlstellungen, weil die Sänger die Maske getragen haben“, erzählt Stefanie Hiesel. Die gebürtige Oberösterreicherin studiert Geige am Mozarteum. Für den Musikunterricht vor Ort muss sie immer getestet sein und beim Geigenspielen auch eine FFP2-Maske tragen.

Uniprofessorin: „Persönlicher Kontakt wichtig“

Claudia Wöhle lehrt seit über 13 Jahren an der Universität Salzburg – davon ein Jahr fast nur online. Sie leitet digitale Vorlesungen mit bis zu 250 Studierenden oder kleine Seminare mit rund 15 Personen. Einige ihrer Studierenden hat Wöhle noch nie persönlich getroffen, andere nur ein oder zwei Mal in den wenigen Präsenzeinheiten, erzählt die Universitätsprofessorin. Dabei sei der persönliche Kontakt für die Lehre so wichtig: „Grundsätzlich ist es so, wenn man jemanden kennt, hat man einen leichteren Zugang und kann sich besser austauschen. So ist es natürlich auch in der Lehre“.

Zu Beginn des Wintersemesters 2020/21 gab es zunächst noch ein paar persönliche Lehrveranstaltungen, bevor im Lockdown der Präsenzunterricht dann eingestellt wurde. Selbst durch ein so kurzes Kennenlernen falle der Umstieg auf den digitalen Fernunterricht aber leichter, erzählt Wöhle.