THEMENBILD: POLIZEI / HANDSCHELLEN / FESTNAHME
APA/BARBARA GINDL
APA/BARBARA GINDL
Chronik

Kindesmissbrauch international: Salzburger gefasst

Im deutschen Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach hat die Polizei einen Salzburger gefasst. Der 34-Jährige ist einschlägig vorbestraft und gestand, 2019 seine damals vierjährige Tochter sexuell misshandelt und dabei gefilmt zu haben. Seit dem Geständnis ist er wieder auf freiem Fuß. Ein Prozesstermin steht noch nicht fest.

Der Beschuldigte in Salzburg ist bereits einschlägig vorbestraft und gab laut Justiz die ihm zur Last gelegten Vorwürfe zu. Eine Anklage der Staatsanwaltschaft Salzburg steht laut Bundeskriminalamt noch aus. Elena Haslinger, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Salzburg, bestätigte am Freitagnachmittag der APA, dass gegen den 34-Jährigen ein Ermittlungsverfahren geführt werde.

Der Mann sei aber nicht in Untersuchungshaft, sondern befinde sich auf freiem Fuß. Er sei bereits im Jänner 2021 wegen des Besitzes von Kinderpornos zu drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Außerdem sei die Weisung erfolgt, dass er eine Psychotherapie weiter in Anspruch nehme.

„Wie wichtig die internationale Kooperation speziell in diesem höchst belastenden Arbeitsbereich der Kriminalpolizei ist, wurde in diesem Ermittlungsfall wiederum klar sichtbar“, sagte der zuständige Referatsleiter im Bundeskriminalamt, Chefinspektor Jürgen Ungerböck. Das Referat für Sexualstraftaten und Kinderpornografie im Bundeskriminalamt Österreich hat nach eigenen Angaben mit den deutschen Ermittlungsbehörden seit Jahren einen engen Informationsaustausch.

Hinweis kam aus Köln

Auf die Spur des Täters waren die heimischen Ermittler nach einem Hinweis der internationalen Sonderkommission (BAO) Berg in Köln gekommen, die in dem Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach ermittelt.

Der Fall war im Oktober 2019 medial bekannt geworden und hatte sich immer mehr ausgeweitet. Die Verdächtigen sollen meist die eigenen Kinder oder Stiefkinder sexuell missbraucht, die Taten gefilmt und über Handychats getauscht haben.

Sonderkommission eingerichtet

Die Polizei richtete daher die Sonderkommission (BAO) Berg ein. Bereits im Jänner 2020 gab es Hinweise, dass auch zumindest ein Österreicher in den Fall involviert sein dürfte. Nun wurde der 34-Jährige in Salzburg gefasst.

Nach dem Tipp der deutschen Behörden übernahm das Referat für Sexualstraftaten und Kinderpornografie im BK den Fall. Umfangreiche Ermittlungen führten nach rund einem Jahr zu dem Verdächtigen, der in Salzburg lebte und Vater eines zum Tatzeitpunkt vier Jahre alten Mädchens war.

Sexueller Missbrauch dokumentiert

2019 hatte er in einem Chat mit einem deutschen Täter, der inzwischen rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Jahren mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt wurde, die Missbrauchshandlungen geschildert und Fotos hochgeladen.

Den schweren sexuellen Missbrauch seiner Tochter im Kleinkindalter dokumentierte der Österreicher bildlich und versendete diese Aufnahmen mit einem Messengerdienst weiter. Der Beschuldigte war bereits einschlägig vorbestraft und gab die ihm zur Last gelegten Vorwürfe zu. Eine Anklage der Staatsanwaltschaft Salzburg steht laut BK noch aus.

„Fall zeigt Wichtigkeit internationaler Kooperation“

„Wie wichtig die internationale Kooperation speziell in diesem höchst belastenden Arbeitsbereich der Kriminalpolizei ist, wurde in diesem Ermittlungsfall wiederum klar sichtbar“, sagte der zuständige Referatsleiter im Bundeskriminalamt, Chefinspektor Jürgen Ungerböck.

Das Referat für Sexualstraftaten und Kinderpornografie im Bundeskriminalamt Österreich hat nach eigenen Angaben mit den deutschen Ermittlungsbehörden seit Jahren einen engen Informationsaustausch.

„Kriminalität im Web kennt keine Ländergrenzen“

Der Leiter der BAO Berg, Kriminaldirektor Michael Esser, bewertete den Ermittlungserfolg ähnlich: „Wenn wir Kindern in ihren schlimmen Lebenssituationen helfen wollen, dürfen wir nicht vor Länder- und Staatengrenzen halt machen, die für die im Internet agierenden Täter bedeutungslos sind.“

Esser über die Arbeit: „Ein Missbrauchsfoto zu sehen, ist immer eine Belastung. Wenn das Kind am Ende aber die Hilfe bekommt, die es dringend braucht, wird Ermittlungsarbeit erträglicher.“

„Eines der abscheulichsten Verbrechen jüngerer Zeit“

Der Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach ist eines der abscheulichsten derartigen Verbrechen, die in jüngerer Vergangenheit bekannt wurden. In einer Zwischenbilanz im Jänner dieses Jahres betonte die Sonderkommission, dass seit der Übernahme der landesweiten Ermittlungen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern sowie des Besitzes und der Verbreitung kinderpornografischer Inhalte am 30. Oktober 2019 bereits 52 missbrauchte Kinder befreit und 330 Tatverdächtige identifiziert wurden.

Zehn Männer sind inzwischen zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt worden, zwei Urteile sind rechtskräftig. Sieben Beschuldigte saßen im Jänner in Nordrhein-Westfalen in Untersuchungshaft. Die BAO Berg hat sieben Verfahren nach Österreich, Frankreich, Finnland, Schweden, in die Schweiz und in die Niederlande abgegeben.