Gänse mit Kücken neben Gehweg
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Tiere

Stadt Salzburg: Unmut über „Gänseplage“

Im Salzburger Stadtteil Leopoldskron herrscht zurzeit Unmut über Hunderte Graugänse. Die Vögel würden das Gras von den Wiesen wegfressen und diese durch ihren Kot verunreinigen, klagen Bauern. Es wird überlegt, die Jungen der Gänse abzusiedeln.

Die vielen Gänse sind auf den Wiesen rund um das Schloss Leopoldskron, den Leopoldskroner Weiher und vor allem den Almkanal zu finden. Einer der Bauern, der dort eine Wiese bewirtschaftet, ist Franz Wieser: „Es sitzen so viele Gänse da, die fressen das ganze Gras weg. Und das, was sie übriglassen, ist so von ihrem Kot verunreinigt, dass es die Rinder zum Teil gar nicht mehr essen. Und wenn du zum Beispiel Silo machst, wird’s sogar schlecht, weil so viel Dreck von den Gänsen dabei ist.“

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Köpfe von Graugänsen in Wiese
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Auf manchen Wiesen in Salzburg-Leopoldskron seien Hunderte Gänse zu finden, sagen Bauern
Almkanal in Salzburg Leopoldskron im Frühling
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Denn der Almkanal ist bei den Vögeln sehr beliebt
Graugans schwimmt mit Kücken im Almkanal
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Der Kanal dient als „Kinderstube“ bei der Aufzucht der Kücken
Gänsekücken auf Gehweg
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Rund 120 Jungtiere seien hier im Vorjahr auf die Welt gekommen, schätzt die Jägerschaft
Graugans schwimmt mit Kücken im Almkanal
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Rund 400 bis 500 Graugänse leben insgesamt in der Gegend – und es werden immer mehr
Graugänse weiden am Leopoldskroner Weiher, im Hintergrund das Schloss Leopoldskron
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Die Gänse weiden das Gras ab und hinterlassen viel Kot
Gänsekot auf Asfalt
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Der Gänsekot verschmutzt auch Geh- und Radwege – der Magistrat muss teils täglich reinigen

Hunderte Vögel bei „Aufzuchtstation“ Almkanal

Denn vor allem der Almkanal ist so etwas wie eine „Aufzuchtstation“ der Graugänse – hier halten sich viele Vögel mit ihren Kücken auf. Zum Fressen kommen sie dann eben gerne auf die Wiesen in der Umgebung – oft in großer Anzahl: „Zwischen 50 und 100“, schätzt Landwirt Wieser. „Zu Spitzenzeiten haben wir aber auch schon an die 200 gehabt. Sobald die Jungen da sind, ist es extrem. Denn die fressen ja wie die Mähdrescher den ganzen Tag. Da wächst stellenweise gar kein Gras mehr.“

Die Vögel zu verjagen habe wenig Sinn, sagt der Landwirt: „Ich renne ohnehin jeden Tag oft hin (und vertreibe sie, Anm.). Aber eine Stunde später sind sie wieder da. Da kannst du den ganzen Tag nur mehr herumlaufen.“ Zwischen 400 und 500 Graugänse sollen sich aktuell in der Gegend rund um den Leopoldskroner Weiher aufhalten.

„In letzten Jahren ist Population explodiert“

Mittlerweile ist auch die Jägerschaft eingebunden – der Umgang mit Graugänsen ist nämlich im Jagdrecht geregelt, sagt Balthasar Bernegger, Bezirksjägermeister der Stadt Salzburg: „Wir haben voriges Jahr alleine hier in Leopoldskron über 120 Junge gehabt. Es ist natürlich das Wasser sehr nahe. Da hat man in den letzten Jahren gesehen, dass da die Population extrem gestiegen, sogar explodiert ist.“

Das führe nicht nur für die Landwirtschaft zu Problemen, sagt Bernegger: „Teilweise sind die Rad- und Gehwege total verkotet. Der Magistrat muss da täglich reinigen.“

Jäger wollen Jungvögel fangen und umsiedeln

Derzeit werde an Lösungen gearbeitet, sagt Landesjägermeister Max Mayr-Melnhof: „Eine Möglichkeit wäre das Einsammeln der Eier. Die andere Möglichkeit, die wir bevozugen würden, ist, die kleinen Gänse zu fangen und umzusiedeln – in die Naturschutzgebiete im Norden von Salzburg. Da hätten wir die Möglichkeit.“

Unmut über „Gänseplage“ in Salzburg-Leopoldskron

Allerdings werde es nicht einfach sein, die jungen Gänse einzufangen, betont Mayr-Melnhof: „Aber das soll auch nicht einfach sein, weil es soll auch ein Vergrämungseffekt sein. Es wird natürlich ein Tohuwabohu sein: Die Altgänse werden sich ärgern. Aber sie werden dann diese Flächen mehrheitlich meiden.“

Gutachten soll klären, ob Plan umsetzbar ist

Der Plan der Jägerschaft wäre, „mit relativ vielen Leuten und mit Keschern die Gänse umzusiedeln“, sagt Mayr-Melnhof. „Da gibt es natürlich die große Frage: Sind die Gänse nach der Umsiedlung in ihrem neuen Lebensraum lebensfähig? Da sagen wir ganz klar Ja, weil es dort Populationen von Gänsen gibt. Denen könnten sie sich anschließen.“ Ob dieser Plan aber tatsächlich durchgeführt werden kann, dafür ist jetzt noch ein Gutachten nötig – und darauf warten Jäger und Landwirte.