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Gesundheit

Desinfektion: Jedes dritte Mittel nicht geeignet

Seit dem Ausbruch der Pandemie sind tausende Liter an Desinfektionsmitteln verbraucht worden und das auch in Schulen und Betrieben. Viele der erst kürzlich auf den Markt gekommenen Mittel seien aber gar nicht geeignet, kritisieren Experten. Auch Hautärzte behandeln vermehrt Patienten mit Ekzemen.

Wegen des großen Bedarfs öffneten die Behörden die Märkte und so brachten auch Alkohol-Erzeuger ihre Produkte als Desinfektionsmittel auf den Markt. Viele der Substanzen seien aber nicht geeignet, kritisieren Qualitätsprüfer. Die Aufgabe von Desinfektionsmittel ist, Krankheitserreger unschädlich zu machen und sie sollen gleichzeitig für die Gesundheit der Anwender unbedenklich sein.

Dermatologen: Hautekzeme nehmen zu

Seit dem Beginn der Pandemie wurden große Mengen an Desinfektionsmittel verbraucht, die Folgen davon bemerken Hautärzte jetzt in den Ordinationen. „Wir behandeln zunehmend Kinder mit Handekzemen, aber auch die Zahl der Erwachsenen nimmt zu – diese Patienten haben aber Großteils einen Neurodermitis-Hintergrund. Wegen ihrer Autoimmunerkrankung ist ihre Haut ohnehin trockener und reagiert anfälliger auf Substanzen“, schildert Hautärztin Katharina Medek.

Hautärzte raten zu gelisteten Produkten

Dermatologen raten von zusammengemischten Desinfektionsmitteln ab. „Es sollten nur gelistete Produkte verwendet werden, man weiß ansonsten nicht zu 100 Prozent, welche Inhaltsstoffe sie tatsächlich beinhalten. Ohne Tests kann man nicht bestätigen, dass diese Mittel eine desinfizierende Wirkung haben. Meist haben diese Mittel mehr Schaden als Wirkung oder bringen nichts und verursachen eine Hautreaktion“, schildert Dermatologin Medek.

Prüfung: Jedes dritte Mittel nicht für den Markt geeignet

Die flächendeckende und falsche Anwendung kann auch zu Resistenzen führen, dadurch wirkt das Mittel nicht mehr, sagen Experten. Die Firma Hygcen in Bischofshofen (Pongau) prüft Medizinprodukte, ob sie wirksam, aber für den Anwender auch unschädlich sind. Seit dem Beginn der Pandemie stiegen die Aufträge um rund 40 Prozent. Von den geprüften Desinfektionsmitteln ist jedes dritte für den Markt nicht geeignet.

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Bischofshofener Firma prüft Medizinprodukte auf ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit
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Das Pongauer Qualitätssicherungsunternehmen deckt auf, dass von den geprüften Desinfektionsmitteln jedes dritte für den Markt nicht geeignet ist
Bischofshofener Firma prüft Medizinprodukte auf ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit
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Bischofshofener Firma prüft Medizinprodukte auf ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit
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Für den Alltag raten Ärzte, sich die Hände gründlich mit Seife und Wasser zu waschen und auf Desinfektionsmittel zu verzichten

„Es gibt mit Sicherheit viele Produkte, die nicht geprüft sind und trotzdem verbreitet werden, deshalb muss man dringend empfehlen, dass nur Produkte verwendet werden, die entsprechend den europäischen Prüfmethoden untersucht wurden“, sagt der Geschäftsführer Heinz-Peter Werner.

Fachleute fordern genaues Zulassungsverfahren

Mit der Öffnung der Märkte konnten Erzeuger aufwändige Zulassungsverfahren umgehen. Nun verlangen Fachleute, dass die Behörden aktiv werden und die neuen Produkte genauer unter die Lupe nehmen. „Der Gesetzgeber müsste intensiver überprüfen, ob tatsächlich nur geeignete Mittel am Markt sind“, kritisiert der Qualitätssicherungsexperte Heinz-Peter Werner.

Desinfektionsmittel haben die Begleiterscheinung, dass die Haut durchlässiger wird, dadurch sind bei der Verwendung auch gute Pflegecremes notwendig. Für den Alltag raten Ärzte oft, auf Desinfektionsmittel zu verzichten und nur mit Wasser und Seife Hände zu waschen.

Desinfektionsmittel: Jedes dritte Produkt nicht geeignet

Seit dem Ausbruch der Pandemie sind tausende Liter an Desinfektionsmitteln verbraucht worden und das auch in Schulen und Betrieben. Wegen des großen Bedarfs öffneten die Behörden die Märkte und so brachten auch Alkohol-Erzeuger ihre Produkte als Desinfektionsmittel auf den Markt. Viele der Mittel seien aber gar nicht geeignet, kritisieren Experten.