Der Marillenbaum an der Wand eines Bauernhauses in Faistenau (Flachgau) trägt Tausende Blüten. Ein Teil von ihnen fror durch die Frostnächte in der vergangenen Woche ab und jene Blüten, die den Wintereinbruch unbeschadet überstanden hatten, wurden nicht bestäubt, weil auch die Bienen bei den Temperaturen ausblieben.
Blüte hält fünf Tage – „hier muss bestäubt werden“
„Eine Blüte hält in etwa fünf Tage, ist die Wettersituation in diesen Tagen so, dass es zu feucht, zu kalt oder zu nass ist, dann gibt es keine Bestäubung, weil die Bienen im Stock bleiben“, schildert der Landesobmann des Obst- und Gartenbauverbandes, Sepp Wesenauer. Die Blüten fallen anschließend ab, ohne bestäubt worden zu sein.
Werkzeug aus Hühnerfedern und Palmkätzchen
In guten Jahren können von dem Marillenbaum in Faistenau bis zu 100 Kilogramm geerntet werden – wenn Sepp Wesenauer auch heuer Marillen ernten möchte, muss er die Arbeit der Bienen übernehmen. Anders als die Bienen, behandelt der Landwirt nicht jede Blüte einzeln, sondern er verteilt die Pollen auf den Blütenbüscheln.
Dazu bastelte sich der Flachgauer zwei Werkzeuge und erstellte aus Hühnerfedern einen händischen Bestäuber, mit dem er die Blütenbüschel seiner Marillenbäume behandelt. „Der Pollen bleibt dort dann hängen und verteilt sich“, erklärt Sepp Wesenauer. Auch Palmkätzchen eignen sich laut dem Landwirt zum händischen Bestäuben – das feine Haargerüst der Palmkätzchen nimmt die Pollen auf und damit können die Blüten bestäubt werden.
Hoher Aufwand für händische Bestäubung
Die händische Bestäubung ist mit einem hohen Aufwand verbunden, den wohl nicht jeder Obstbauer auf sich nimmt. „Das ist es uns als Familie wert, denn über die Marille spielen sich Dramen ab“, schmunzelt Sepp Wesenauer, Landesobmann des Obst- und Gartenbauverbandes.
Nach Frost: Obstbauern bestäuben Bäume händisch
Das winterliche Wetter der vergangenen Woche hat den Obstbäumen im Land ordentlich zugesetzt – vor allem in Lagen ab 800 Metern Seehöhe. Die frostigen Temperaturen schadeten den Blüten und auch den Bienen war es zu kalt, um auszufliegen und die Blüten zu bestäuben. So mancher Obstbauer bestäubt deshalb die Blüten jetzt händisch.
Imker: Bienen waren vom Hungertod bedroht
Die Bienen fielen in der vergangenen Woche nicht als Bestäuber aus, sie wurden durch die niedrigen Temperaturen auch vom Hungertod bedroht, sagt Stadtimkerin Verena Greimel. „Die Bienen sind jetzt in voller Brut, die Königin legt bis zu 2.000 Eier pro Tag, deshalb schlüpfen dann auch genauso viele Bienen und diese Jungbienen müssen versorgt werden. Sie brauchen eine Menge Energie und wenn die Bienen nicht ausfliegen können, werden die Futterreserven schnell knapp, deshalb besteht die Gefahr des Verhungerns.“
Imker müssen deshalb jetzt laufend die Nahrungsreserven in den Bienenstöcken überprüfen und gegebenenfalls zufüttern, damit die Bienen bei wärmeren Temperaturen wieder ihrer Aufgabe als Bestäuber nachkommen können.