Jugendliche im Lockdown
APA/Schlager
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Wissenschaft

Lockdowns verstärken Schlafmangel der Jugend

Schlafstörungen von Kindern und Jugendlichen haben wegen der CoV-Lockdowns stark zugenommen. Eine Umfrage von Psychologen der Uni Salzburg zeigt, dass ein Drittel der Sechs- bis 14-Jährigen und fast die Hälfte der 15- bis 18-Jährigen gegen Ein- und Durchschlafstörungen kämpft.

Viele Kinder gehen deutlich später zu Bett und stehen später auf, heißt es in der Studie. Zudem sei ein Großteil der Befragten körperlich viel weniger aktiv als vor den Lockdowns. Sie nutzen Smartphone, TV, Spielkonsole und Co viel häufiger als früher.

Thema Schlaf als zusätzliche Umfrage

Im Rahmen der Online-Umfrage „Jetzt sprichst du“ haben Manuel Schabus und sein Team vom Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften der Universität Salzburg Kinder und Jugendliche über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihr Leben und Wohlbefinden befragt. Von den etwa 4.500 Teilnehmern haben sich rund 1.450 an einer zusätzlichen Umfrage zum Thema „Schlaf“ beteiligt (davon rund 270 Sechs- bis 10-Jährige, 520 11- bis 14-Jährige und 660 15- bis 18-Jährige).

Dabei zeigte sich laut einem Bericht der Austria Presse Agentur (APA), dass sich der Schlaf von Kindern und Jugendlichen vor allem an Wochentagen deutlich nach hinten verschoben hat. Sie gehen später schlafen und stehen später auf. Drei von vier 15- bis 18-Jährige (77 Prozent) geben an, dass sich ihre Schlafenszeiten unter der Woche geändert haben, die Hälfte davon (54 Prozent) geht zwei und mehr Stunden später schlafen. Entsprechend verschieben sich laut Studie auch die Aufstehzeiten nach hinten.

Viel mehr Zeit im Bett

Insgesamt verbringen die Kinder- und Jugendlichen während der Lockdowns mehr Zeit im Bett. Bei den 6- bis 10-Jährigen hat sich bei zwölf Prozent die Zeit im Bett stark bis sehr stark verlängert, bei den 11- bis 14- Jährigen bei 21 Prozent und bei den 15- bis 18-Jährigen ist das bei 34 Prozent der Fall. „Das könnte auch mit dem niedrigerem Ausmaß an körperlicher Aktivität, dem erhöhten Medienkonsum, mehr Nickerchen während des Tages sowie Ein- und Durchschlafproblemen, also der geringeren Schlafqualität zusammenhängen, die wir in der Umfrage festgestellt haben“, erklärt Kerstin Hödlmoser, die gemeinsam mit Kathrin Bothe die Studie durchgeführt hat.

Bewegungsmangel, weniger frische Luft

So gaben 75 Prozent der Sechs- bis 10-Jährigen an, dass sich ihre körperliche Aktivität während der Lockdowns verändert habe, bei den beiden älteren Gruppen sind es rund 80 Prozent. Von diesen mit Veränderung sagten 86 Prozent der Sechs- bis 10-Jährigen und 80 Prozent der 11- bis 14- Jährigen, sich weniger bis sehr viel weniger zu bewegen.

78 Prozent der Sechs- bis 10-Jährigen und rund 90 Prozent der älteren Teilnehmer berichten über einen veränderten Medienkonsum. Von diesen gaben über alle Altersgruppen hinweg jeweils praktisch alle (99 Prozent) der Befragten an, dass sie mehr bis sehr viel mehr Zeit vor Smartphone, TV, Spielkonsole und Co verbringen. Da scheint es nicht weiter verwunderlich, dass auch die Schlafstörungen zunehmen.

Elektronische Geräte verschärften Schlafmangel

Schlafstörungen gab es laut Umfrage schon vor der Pandemie bei durchschnittlich jedem fünften Kind und Jugendlichen – ein Wert, der sich auch mit anderen Umfragen und Angaben in der wissenschaftlichen Literatur deckt. Diese Schlafprobleme sind während der Corona-Pandemie bei allen Altersgruppen stark angestiegen: Bei den Sechs- bis 10-Jährigen berichten mehr als doppelt so viele Kinder über Schlafstörungen (Anstieg von 14 auf 33 Prozent), bei den älteren Kindern und Jugendlichen rund 1,5 mal so viele (11- bis 14-Jährige: von 22 auf 36 Prozent; 15- bis 18-Jährige: von 28 auf 46 Prozent).

Mehr Albträume bei den Jüngsten

Das heißt, dass rund jeder dritte Sechs- bis 14-Jährige und fast jeder zweite 15- bis 18-Jährige Schlafstörungen hat. Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen werden dabei am häufigsten genannt. Bei den Jüngsten waren auch Albträume und daran anschließende Schwierigkeiten wieder einzuschlafen ein häufig genanntes Problem. Die Ältesten haben auch Probleme, zur gewünschten Zeit aufzustehen, und klagen über Tagesmüdigkeit. Über alle Altersgruppen hinweg bestehen die Schlafprobleme während der Pandemie bei rund der Hälfte (48 Prozent) bereits seit mehr als sechs Monaten.

Von Hödlmoser und ihrer Kollegin Sigrun Eder ist übrigens aktuell ein Buch für Kinder und Jugendliche erschienen, in dem sie Einblick in ein Schlaflabor und Tipps für den perfekten Schlaf geben (Kerstin Hödlmoser, Sigrun Eder, Illustrator: Andreas Hirsch: „Genial im Schlaf – Geheimnisse aus dem Schlaflabor für Bestnoten und mehr Power am Tag“, Edition Riedenburg, 96 S., 20,95 Euro, ISBN: 978-3-99082-068-1)