Gelände der Vierkaseralm auf dem Untersberg im Sommer
Sebastian Feldbacher
Sebastian Feldbacher
Landwirtschaft

Alm wird nach mehr als 50 Jahren reaktiviert

Auf dem Untersberg-Massiv bei Großgmain (Flachgau) soll heuer im Juni nach über 50 Jahren Pause wieder Vieh auf die Vierkaseralm zurückkehren. Ein junger Bauer will die Almwirtschaft reaktivieren – als einzige Alm auf der Salzburger Seite des Untersbergs.

Die Vierkaseralm in rund 1.600 Meter Seehöhe soll ab heuer wieder bewirtschaftet werden. Die Alm auf dem Untersberg hat eine lange Geschichte beim Weißbacherbauern aus Großgmain. Dieser Hof war der letzte von ursprünglich vier Betrieben, die sich die Vierkaseralm teilten – deshalb auch der Name.

Neustart mit Kälber- und Ochsenbewirtschaftung

Sebastian Feldbacher, Junior beim Weißbacherbauern, will die Familientradition heuer nach der jahrzehntelangen Pause wieder aufnehmen: „1968 haben meine Großeltern den Beschluss gefasst, nicht mehr aufzutreiben, weil’s einfach nicht mehr lukrativ war: Die Milch ist nicht mehr auf der Alm verarbeitet worden. Es war einfach nicht mehr zeitgemäß, dass man da hinauf auftreibt. Ich habe jetzt für mich entschlossen, dass ich das wieder tun möchte – in Kälber- und Ochsenbewirtschaftung. Für mich ist einfach wichtig, dass die Almflächen freibleiben und die Almwirtschaft da oben wieder betrieben wird.“

Die Kälber und Ochsen von der Alm sollen dann geschlachtet und als Fleisch vermarktet werden.

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Gelände der Vierkaseralm auf dem Untersberg im Sommer
Sebastian Feldbacher
Gelände der Vierkaseralm heute: Links im Bild sind noch die Fundamente der ehemaligen Almhütte zu erkennen. Etwas entfernt ist die Jagdhütte beim Roverkreuz.
Vierkaseralm auf dem Untersberg vor über 100 Jahren – Bild aus dem Familienarchiv der Weißbacherbauern
privat
Vierkaseralm auf dem Untersberg vor über 100 Jahren – Bild aus dem Familienarchiv der Weißbacherbauern
Verfallende Hütte der Vierkaseralm um 1980 herm
privat
Verfallende Hütte der Vierkaseralm um 1980 herum
Latschenkiefern werden auf dem Gelände der Vierkaseralm auf dem Untersberg gerodet
Sebastian Feldbacher
Freiwillige helfen beim Roden der Latschenkiefern auf dem Gelände der Vierkaseralm

Von 85 Hektar Alm sind nur noch 8,5 Hektar Futterfläche

Heuer sollen es zum Start einmal fünf Stück Vieh sein – auch als Test, um zu sehen, ob die Flächen ausreichen: „Es kann sich momentan auch keiner vorstellen, wie viel Futterwert die Flächen haben, weil der Boden doch ziemlich verkarstet ist“, sagte Feldbacher. Zudem habe sich über die Jahrzehnte die Weidefläche deutlich verringert: „Die Alm hat 85 Hektar. Davon sind jetzt 8,5 Hektar brauchbare Futterfläche. Das haben wir letztes Jahr über die Landwirtschaftskammer ermittelt.“

Der Rest der Alm wuchs über die Jahrzehnte zu – mit Bäumen, aber vor allem mit Latschenkiefern. Mit Unterstützung von freiwilligen Helfern des Alpenvereins rodete Feldbacher bereits im Herbst Gassen in die Latschen, damit die Rinder von Weidefläche zu Weidefläche kommen.

Almweg wird mit Alpenvereinsunterstützung saniert

Jetzt im Frühjahr, sobald es die Witterung zulässt, muss der alte Almweg wiederhergestellt werden. Auch hier hilft der Alpenverein mit. Vor allem das obere Drittel des Weges sei in einem schlechten Zustand, sagte Andreas Joiser, Wegewart der Alpenvereinssektion Salzburg: „Das wird eine bisschen größere Baustelle, weil eben ziemlich viel Erosion war. Es schaut der nackte Fels heraus. Wir müssen schauen, dass wir in den Fels ein bisschen hineinarbeiten und wieder eine Spur herrichten, damit das wieder für die Tiere begehbar wird.“

Die Ehrenamtlichen des Alpenvereins engagieren sich aus mehreren Gründen, ergänzte Joiser: „Wir sind ja die Wegeerhalter – uns trifft die Wegeerhaltungspflicht sowieso. Nachdem der Weg insgesamt ein bisschen stiefmütterlich behandelt worden ist, haben wir sowieso gewusst, dass wir das machen müssen. Der Alpenverein selber ist an dem Almprojekt auch interessiert, weil wir sagen: Das ist im Interesse des Naturschutzes – eine Wiedererrichtung der Weideflächen da oben. Außerdem ist der Untersberg unser Alpenvereinssektionshausberg. Da ist natürlich großes Interesse von uns vorhanden.“

„Anfang Juni wollen wir erste Viecher auftreiben“

Da die alte Vierkaser-Almhütte nach Jahrzehnten nur mehr eine Ruine ist, kann Feldbacher eine nahegelegene Jagdhütte von Grundbesitzer Max Mayr-Melnhof mitbenutzen. Dieser stehe voll hinter ihm, sagte der Neo-Almbauer.

Den Start in den ersten Almsommer auf dem Untersberg plant Feldbacher so: „Wir wollen Anfang Juni hinauf und wollen da auch schon die ersten Viecher auftreiben.“ Alles Weitere werde die Zeit zeigen: „Wenn’s gar nicht geht, gehen wir früher herunter. Das erste Jahr ist halt einfach ein Versuch.“ Aber Feldbacher ist zuversichtlich: Mit den vielen Helfern werde sich die viele Arbeit bewältigen und die Vierkaseralm reaktivieren lassen.