Wissenschaft

Umfrage: „Politik hört zu wenig aufs Volk“

„Die Mächtigen im Land hören zu wenig auf das Volk.“ Dieser Aussage stimmten 74 Prozent der Befragten zu, 13 Prozent widersprachen, weitere 13 Prozent enthielten sich einer Antwort. Forscher der Universität Salzburg und des Linzer Instituts market haben bei ihrer aktuellen Untersuchung der Bewältigung der Coronavirus-Pandemie etliche Defizite entdeckt.

Seit Beginn der Pandemie haben sich auch in Österreich viele Menschen zwangsläufig zurückgezogen und damit wächst ihre die Distanz zur Politik, stellt Politikwissenschafter Reinhard Heinisch fest. „Und das in einem Land, in dem Politik traditionell ohnehin eher Insidern vorbehalten ist. In der Coronavirus-Pandemie verstärkt sich das, weil viele Entscheidungen von Medizin- und Rechtsexperten getroffen werden und dabei das Gefühl ‚Man hört nicht auf mich‘ noch viel stärker geworden ist“, sagt Heinisch.

So haben in dieser Umfrage auch 30 Prozent aller Befragten angegeben, ökonomisch stark vom Coronavirus betroffen zu sein. Knapp 25 Prozent waren sogar überzeugt, dass Corona ihre Gesundheit beeinflusse. Dabei fühlten sich Nicht-Wähler und FPÖ-Wähler sowohl in gesundheitlicher als auch in wirtschaftlicher Hinsicht von der Pandemie besonders betroffen.

„Grundhaltung beeinflusst Betroffenheitsgefühl“

„Wir gingen davon aus, dass sich die Leute sehr breit betroffen fühlen, denn gesundheitlich waren ja doch nicht so viele Leute erkrankt. Dass sich aber doch so ein hoher Prozentsatz – fast so viele wie sich wirtschaftlich betroffen fühlen – auch gesundheitlich betroffen fühlten, war erstaunlich. Das zeigt uns auch, wie weit verbreitet das Phänomen ist und wie sich das subjektive Empfinden vom objektiven Krankheitsbild unterscheidet“, sagt Heinisch.

Eine populistische Grundhaltung beeinflusst somit auch das subjektive Betroffenheitsgefühl in Zusammenhang mit dem Coronavirus, schlussfolgert der Politikwissenschafter. „Das Betroffenheitsgefühl hängt von vielen subjektiven politischen Faktoren ab. Wir haben uns viel zu wenig Gedanken gemacht, inwieweit das subjektive Gefühl, ob ich mit der Politik der Regierung übereinstimme, eine Auswirkung auf das Betroffenheitsgefühl in einer Pandemie hat. Wir gehen immer von medizinischen oder rechtlichen Voraussetzungen aus, aber wir reden viel zu wenig über die politischen Voraussetzungen und die Einstellungen“, sagt Heinisch.

Politikwissenschaftler orten autoritäre Tendenzen

Die Politikwissenschaftler der Universität Salzburg orteten in ihrer Umfrage auch autoritäre Tendenzen: Vier von zehn Befragten waren nämlich der Meinung, dass es Österreich besser ginge, würden junge Leute zu Gehorsam und Disziplin erzogen.

Corona-Umfrage: Mehrheit fühlt sich unverstanden

Das Institut für Politikwissenschaften hat gemeinsam mit dem Linzer Market Institut erheben lassen, welche Zusammenhänge zwischen der Corona-Pandemie und etwa dem Thema Populismus bestehen. Konkret wurde auch gefragt, ob die Mächtigen in unserem Land zu wenig auf das Volk hören – und dem haben 74 Prozent zugestimmt.