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WISSENSCHAFT

Schwache Sehnen und Bänder genetisch bedingt

Wenn jemand öfter mit Sehnen- und Bänderrissen im Spital landet, dann könnte das genetische Ursachen haben. Das hat ein Salzburger Wissenschafter herausgefunden und in der internationalen Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“ (STM) publiziert. Diese erscheint in Washington DC (USA).

Sehnen übertragen große Kräfte zwischen Muskeln und Knochen – mit einer menschlichen Achillessehne könnte man einen Kleinwagen ziehen. Ohne den Eiweißstoff „Sparc“ sind sie aber bei Mäusen schwach entwickelt und reißen nach Belastung leicht, berichtet der Salzburger Forscher Andreas Traweger in seinem wissenschaftlichen Bericht für das Fachmagazin STM. Bei Menschen führt eine defekte Sparc-Genvariante dazu, dass sie öfter mit Sehnen- und Bänderrissen im Spital landen.

Mäuse und Menschen getestet

Sparc wird normalerweise von den Sehnenzellen produziert und nach draußen in die „extrazelluläre Matrix“ abgesondert, erklärt Traweger, der am Institut für Sehnen- und Knochenregeneration der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg arbeitet. Diese „extrazelluläre Matrix“ hat viele Eiweißstoff-Fasern (Kollagene) und gibt damit den Sehnen ihre Festigkeit.

Der Forscher untersuchte mit internationalen Kollegen die Achillessehnen von Mäusen ohne „Sparc“. Sie waren schwächer entwickelt als bei normalen Mäusen, hielten weniger Zugkraft am Knochenansatz aus und rissen öfter nach dem Tretmühlen-Laufen, berichtet er.

Schwäche durch fehlendes Eiweiß

„In unserer Studie konnten wir zeigen, dass die extrazelluläre Matrix schwächer ist, wenn dieser Eiweißstoff fehlt“, so Traweger: „Dadurch nehmen die eingebetteten Zellen auftretende Lasten wie Dehnung verstärkt wahr“. Sie fühlen sich demnach überbeansprucht, was bei Sehnen Verfallserscheinungen hervorruft: Die Matrix wird samt Eiweißstoff-Fasern abgebaut und Entzündungen entstehen.

Die Forscher fanden heraus, dass Menschen mit Sehnen- und Bänderrissen häufig eine bestimmte Mutation im Sparc-Gen, der Vorlage des Sparc-Eiweißstoffes, haben. Sie führt dazu, dass der Eiweißstoff nicht gut in die extrazelluläre Matrix abgegeben werden kann.

Sportler auf breiter Basis untersuchen

Die Erkenntnisse zum Sparc-Gen und Sparc-Eiweißstoff sind in zweifacher Hinsicht klinisch relevant, erklärte der Experte: „Einerseits könnte man Sportler screenen, ob sie Träger dieser neu entdeckten Mutation sind, und so einem erhöhten Risiko eines Sehnenrisses ausgesetzt sind.“ Andererseits untersuche er aktuell mit Kollegen im Tiermodell, ob man durch Gabe von Sparc-Eiweißstoff die Heilung von Sehnen begünstigen kann.