Thomas Bernhards „Heldenplatz“ feiert im Landestheater Salzburg Online-Premiere.
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Landestheater zeigt „Heldenplatz“-Premiere online

Es war einer der größten Skandale in der österreichischen Theatergeschichte: die Uraufführung von Thomas Bernhards Stück „Heldenplatz“ am Burgtheater. Das Drama sorgte bereits Wochen vor der Premiere für Proteste. Jetzt ist das Stück im Salzburger Landestheater zu sehen.

Was damals vor allem auch durch wochenlange mediale Kampagnen zum Skandal wurde, ist heutzutage – ob der Sprachgewalt Thomas Bernhards – fast schon ein Klassiker der österreichischen Literatur.

Thomas Bernhard erzählt in seinem Stück „Heldenplatz“ von einer Familie, die auch Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg keinen Frieden mit der Heimat findet. Ein Mathematik-Professor nimmt sich das Leben, indem er sich aus seiner Wohnung auf den Heldenplatz stürzt. Für seine Frau sind die Sieg-Heil-Rufe auch 50 Jahre nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland nicht verstummt.

Das Drama ist in den 1980er Jahren entstanden. Regisseurin Alexandra Liedtke zieht Parallelen zur Gegenwart. „Diese Menschen, die wir kennenlernen, sind ja alle sehr einsame Menschen. Es gibt überhaupt keinen Körperkontakt. Und das hat etwas zu tun – sehr unfreiwillig – mit einer Situation, in der wir uns gerade alle weltweit befinden“, sagt die Regisseurin.

Medienskandal und Aufregung um „Heldenplatz“

Für einen Skandal sorgt das Stück heute dagegen nicht mehr. 1988 waren es vorab veröffentlichte und aus dem Zusammenhang gerissene Textpassagen, die von diversen Medien Bernhard selbst zugeordnet wurden. Sie sorgten für wochenlange Kampagnen gegen ihn und das Ensemble, unter ihnen auch die Schauspielerin Elisabeth Rath.

Schauspielerin Elisabeth Rat stand schon 1988 bei der Uraufführung „Heldenplatz“ im Burgtheater auf der Bühne.
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Schauspielerin Elisabeth Rath stand schon 1988 in „Heldenplatz“ auf der Burgtheaterbühne.

Die gebürtige Linzerin spielt in der aktuellen Inszenierung im Landestheater die Witwe des Professors – in der Uraufführung 1988 stand sie als Tochter Olga auf der Bühne. Sie erinnert sich noch an die damalige mediale Aufregung. „Irgendetwas wurde immer nur so rausgezogen aus dem Ganzen. Dadurch haben sich Sachen entwickelt, die furchtbar waren, erstaunlich furchtbar“, erzählt Elisabeth Rath.

1988: Protestaktionen bei Uraufführung

Thomas Bernhards Drama wurde 1988 uraufgeführt. In diesem Jahr wurde des 50. Jahrestages des Anschlusses an Hitler-Deutschland gedacht. Die Uraufführung selbst wurde von Protestaktionen immer wieder unterbrochen. Am Ende gipfelte der erwartete Skandal aber in einen der größten Theatererfolge – und einen der letzten Erfolge Bernhards, der kurz darauf im Jahr 1989 verstarb.

Mehr als 30 Minuten lang dauerte der Schlussapplaus bei der Uraufführung. „Es stellen sich bei mir immer noch die Haare auf, wenn ich daran denke. Es war so eine große Gemeinsamkeit, es war wunderbar alles,“ erinnert sich Elisabeth Rath, die damals auf der Bühne stand.

Im Burgtheater folgten 120 Vorstellungen. Im Landestheater bleibt es vorerst bei einer Premiere via Stream. Sobald es die CoV-Infektionslage zulässt, sollen auch noch Aufführungen mit Publikum folgen.

Online-Premiere Heldenplatz im Landestheater

Thomas