Coronavirus

Seilbahnmanager im Pongau geimpft

In St. Johann im Pongau sollen Anfang Jänner mit übrig gebliebenem Impfstoff aus dem Seniorenheim nicht nur der Bürgermeister und seine Gattin sowie die Ehefrau des Seniorenheimleiters, sondern auch Gemeindemitarbeiter und ein Seilbahnvorstand geimpft worden sein.

Die fünf Hausärzte in der Stadtgemeinde seien hingegen nicht gefragt worden, berichteten die „Salzburger Nachrichten“ („SN“) am Dienstag. Sie sind weiter ungeimpft. Auch Senioren in den nur 200 Meter vom Seniorenheim entfernten 37 Wohneinheiten des Betreuten Wohnens der Stadtgemeinde seien nicht berücksichtigt worden.

Stadtchef entschuldigt sich: „Würde heute anders handeln“

Mehrere Bürger hätten diese Vorwürfe erhoben, hieß es von der APA. Auch gegenüber dem ORF wurden diese Vorwürfe laut. Bürgermeister Günther Mitterer (ÖVP), seines Zeichens auch Präsident des Salzburger Gemeindeverbands, bestätigte, geimpft worden zu sein. Er entschuldigte sich am Dienstag für die Vorgangsweise: „Ich würde mit dem heutigen Wissensstand anders handeln“, sagte er in einer Stellungnahme gegenüber dem ORF.

Allerdings habe es bei der Impfaktion im St. Johanner Seniorenheim am 8. Jänner die aktuell gültigen Vorgaben mit der Prioritätenreihung – zuerst Heimbewohner, dann über 80-Jährige und Risikopatienten – noch nicht gegeben, betonte Mitterer. Das Seniorenheim habe beim Bund 125 Impfdosen bestellt – unter der Vorgabe, dass eine Ampulle fünf Dosen enthält. Allerdings habe man dann doch sechs Dosen pro Ampulle verimpfen können, ergänzte der Bürgermeister. Deshalb habe man kurzfristig 30 bis 40 Dosen übrig gehabt.

Ersatzliste unter Zeitdruck erstellt

Die Impfliste und Abwicklung seien im Zuständigkeitsbereich des Seniorenheimleiters gewesen, so Mitterer. Der Heimleiter selbst erklärte laut „SN“, die Impfliste im Auftrag der Landessanitätsdirektion erstellt zu haben. St. Johann sei bereits vor dem offiziellen Impfstart an die Reihe gekommen, so der Seniorenheimleiter. Er habe dann unter großem Zeitdruck eine Ersatzliste erstellen und am Tag der Impfung unerwartet viele Dosen kurzfristig an den Mann bringen müssen.

Bei der Auswahl der Personen habe ein offizielles Schreiben des Landes keine Einschränkungen vorgegeben. Zudem sei es sinnvoll, auch Familienangehörige von exponierten Personen zu impfen. Die Impfreste seien primär an ältere Menschen gegangen, später habe er auf persönliche Kontakte zurückgegriffen.

Hettegger: „Impfangebot kurzfristig angenommen“

Unter den Geimpften war auch Wolfgang Hettegger, Vorstandsvorsitzender des Skigebiets Snow Space Salzburg. Er sagte gegenüber den „SN“, er habe sich am Abend auf dem Weg von Flachau nach Saalfelden befunden, als sich das Seniorenheim gemeldet habe. Er könne sich impfen lassen, wenn er binnen zehn Minuten da sei. Das Angebot habe er dankend angenommen. Warum er kontaktiert worden sei, wisse er nicht – er kenne im Heim einschließlich des Leiters niemanden persönlich.

Im Zuge der Debatte um Bevorzugungen bei Impfungen hatte Salzurgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) klargestellt, dass eine Impfung von Bürgermeistern von den Priorisierungsempfehlungen des Gesundheitsministeriums gedeckt sei – wenn die Ortschefs regelmäßig in Seniorenheimen tätig sind oder sich dort aufhalten.