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Chronik

Rätsel um Salzburgs hohe Infektionszahl

Salzburg ist derzeit österreichweit an der Spitze – leider in einer unerfreulichen Kategorie: Während die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner für ganz Österreich aktuell bei 170 liegt, ist dieser Wert in Salzburg mehr als doppelt so hoch. Dies gibt Fachleuten bisher Rätsel auf.

Es sind alarmierend hohe Zahlen für Salzburg – Tag für Tag, im Epidemiologischen Meldesystem nachzulesen. Dass Salzburg innerhalb von sieben Tagen mit mehr als 340 Infizierten pro 100.000 Einwohnern dasteht, überrascht sogar Experten. „Es ist mit Sicherheit so, dass wir eine Situation haben die ungewöhnlich ist – im Vergleich zu anderen Bundesländern“, sagt der Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin und Infektiologie in Salzburg.

„Da wird man sich nun eine Reihe an Fragen stellen müssen. Wir haben jetzt beispielsweise versucht mehr Material zur AGES zu schicken. In der Hoffnung und Erwartungshaltung und auch in der Kommunikation, dass auch eine Sequenzierung stattfindet. Es erhebt sich die Frage, inwieweit beispielsweise das britische oder das südafrikanische Virus hier eine Rolle spielen. Denn in vielen Ländern in Europa sind diese bereits eingetroffen. Das gehört geklärt“, sagt Greil.

Disziplinlosigkeit trotz Quarantäne

Die schlechten Salzburger Zahlen sind für den Mediziner jedenfalls nicht auf die große Zahl der Tests zurückzuführen. Berichte einzelner disziplinloser infizierter Mitbürger, die trotz Quarantäne etwa einkaufen gehen, rufen dagegen jetzt die Behörden auf den Plan.

Barbara Fischer, Leiterin der Staatsanwaltschaft Salzburg dazu: „In dem Moment, als uns das bekannt wurde, dass in Hintersee (Flachgau) der Bürgermeister äußert, es gehen Coronainfizierte einkaufen, besteht der Verdacht einer strafbaren Handlung. Deswegen hat auch die Staatsanwaltschaft ein Verfahren – vorerst gegen unbekannte Täter – eingeleitet. Dabei handelt es sich um die vorsätzliche Gefährdung anderer Personen durch übertragbare Krankheiten. Das ist ein Vorsatzdelikt, das mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren geahndet wird.“

Rätseln um hohe Infektionszahlen

Salzburg ist bei den Corona-Neuinfektionen derzeit österreichweit Spitzenreiter. Während die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner für ganz Österreich aktuell bei 170 liegt, ist der Salzburger Wert mehr als doppelt so hoch. Die Gründe hierfür sind für Fachleute ein Rätsel.

Vorbildrolle bei Impfung: Politik und Medizin

Neben einer schnelleren Verabreichung bereits gelieferter Impfdosen ist für den Internisten und Infektiologen Greil das Vorbild von Politik und Medizin zur Senkung der hohen Infektionszahlen entscheidend: „Da sind alle die gefragt, die vor Ort, Einfluss und Bedeutung haben, konzertiert mit einer Gesamtentwicklung. Nicht alles kann auf der Ebene der Landesregierung erfolgen. Nicht alles kann nur auf der Ebene von Experten erfolgen.“

Es sei wichtig, dass auch von wesentlichen Meinungsbildnern, selbst in den kleinen Gemeinden und Dörfern, dazu beitragen, so Greil. Abgesehen von guten Vorbildern, Abstand und Hygienemaßnahmen, werden die Infektionszahlen im Bundesland aber nur mit raschen Impfungen dauerhaft zu senken sein, so der Experte. Über mögliche Gründe zu den hohen Infektionszahlen im Bundesland Salzburg hat sich auch die zuständige Landessanitätsdirektorin Petra Juhasz im Salzburg Heute Interview zu Wort gemeldet. (siehe Video)