Universitätsrektor Hendrik Lehnert sitzt an Schreibtisch
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Wissenschaft

Kein Abwahlantrag für Unirektor

Nach mehr als neun Stunden Sitzungsdauer war es so weit. Der Senat der Universität Salzburg hat sich Dienstagabend mehrheitlich dagegen ausgesprochen, einen Antrag zur Abwahl des Rektors zu stellen. Der Unisenat ist so etwas wie das Parlament der Hochschule.

Hendrik Lehnert bleibt Rektor der Universität Salzburg. Der Senat der Hochschule hat sich in seiner Sitzung am späten Dienstagabend mit einem anonym eingebrachten Antrag auf Abberufung des Rektors befasst, der aber keine Mehrheit gefunden hat.

Es gehe um mangelnde Kommunikation im Zusammenhang mit der geplanten Struktur-Reform an der Uni Salzburg, es geht aber auch um die falsche Verdächtigung einer Straftat, die in einem 38-seitigen Papier dem Rektor vorgeworfen wurde. Rektor Hendrik Lehnert war selber für eine Stunde bei der Sitzung dabei, um zu den Vorwürfen gegen ihn Stellung zu nehmen.

Senat argumentiert gemäßigter

Er hatte alle Vorwürfe stets zurückgewiesen und der Sitzung um dem abgelehnten Abwahlantrag hört sich vieles dann plötzlich auch von dem des Uni-Senats ganz anders an. Da sei von Sachverhalten ausgegangen worden, die in dieser Form nicht den Tatsachen entsprechen würden, erklärte Senatsvorsitzender Wolfgang Faber. Und Faber weiter: was die künftige Ausrichtung der Uni betreffe, setze sich der Senat dezidiert für Reformen ein. Man werde diesen Reformprozess konstruktiv mitgestalten und gemeinsam neue und innovative Wege beschreiten.

Universität als Verlierer?

Heißt der Sieger in diesem öffentlich ausgetragenen Kampf an der Uni Salzburger aber deshalb jetzt Rektor Hendrik Lehnert? Formal mag das so sein. Ein Sitzungsteilnehmer hat es nach der Sitzung aber so formuliert: er sehe hier weit und breit keinen Sieger, sondern nur Verlierer. Und an erster Stelle die Universität selbst.

An der Universität Salzburg stießen die Reformpläne von Rektor Hendrik Lehnert teils auf Kritik, vor allem die geplante Veränderung der Struktur der bestehenden vier Fakultäten. Dazu kamen noch personelle Turbulenzen. Innerhalb von vier Monaten legten zwei Vizerektoren ihr Amt zurück.

ÖH fordert Aufklärung

Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) hatte den Führungsprozess des Unirektors kritisiert. Nach der Abstimmung am Mittwoch im Senat stehe für die studentische Interessensvertretung der Bedarf nach deutlichen Konsequenzen fest, hieß es in einer Aussendung der ÖH Salzburg. „Natürlich respektieren wir die Entscheidung des Senats. Die schwerwiegenden Vorwürfe sind aber in keiner Weise aufgeklärt oder vom Tisch“, erklärte Keya Baier, Vorsitzende der ÖH Universität Salzburg. Die Uni brauche nicht nur in allen Gremien, sondern bei allen Prozessen mehr Transparenz. „Das Rektorat muss vor allem die Studierenden ab jetzt in jede Entscheidung einbinden“, forderte Baier.

Die Abstimmung habe gezeigt, wie gespalten die Universität sei, meinte Hande Armagan, stellvertretende Vorsitzende der ÖH Salzburg. Nach dieser Entscheidung habe der Rektor keine Mehrheit mehr im Senat. Die ÖH fordere „offene Reflexionsprozesse“, das Vorsitzteam erwarte sich jetzt seitens des Rektorats „einen deutlichen Schritt auf alle Angehörigen der Universität zu“.