Polizei Ermittlungen Mordversuch Zell
K. Meyer-Smejkal
K. Meyer-Smejkal
Chronik

Details zur Zeller Bluttat: Acht Schüsse mindestens

Fast fünf Monate nach einem mutmaßlichen Mordversuch in Zell am See (Pinzgau), den ein Wiener knapp überlebte, publiziert die Polizei neue Erkenntnisse. Der verdächtige Niederländer soll mindestens acht Mal geschossen, das Opfer in den Wald gefahren und über eine Böschung gestoßen haben.

Der Vorfall ereignete sich in der Nacht auf den 8. Juli 2020. Die zwei Männer waren gemeinsam im Auto des 40-jährigen Wieners unterwegs, offenbar um einen Freund des 31-jährigen Niederländers abzuholen. Aber schon nach wenigen hundert Metern dürften sich die beiden – aus bisher nicht bekanntem Grund – heftig gestritten haben.

Fahrzeuglenker mehrfach angeschossen

Der Niederländer stieg laut Ermittlern aus, ging bis zum Fahrbahnrand und feuerte von dort mindestens sieben Schüsse auf den Wiener ab. Der saß weiterhin hinter dem Lenkrad. Nach wenigen Metern Fahrt stürzte er sich aus dem Wagen und blieb nahezu regungslos auf dem Gehsteig liegen.

Der Schütze habe den Schwerstverletzten kurz zurückgelassen. Er habe in seiner nur wenige hundert Meter entfernten Wohnung die Faustfeuerwaffe mit mindestens sechs Patronen nachgeladen, so die Polizei.

Kaltblütiger Mordversuch mit Nachladen?

Nach der Fahrt zur Wohnung kam der Verdächtige laut Kriminalisten zum Tatort zurück, habe den 40-Jährigen in den Kofferraum des Wagens geladen und mindestens einen weiteren Schuss auf ihn abgegeben. Anschließend sei er einige Kilometer in einen Wald gefahren, wo er ihn über eine steile Böschung hinuntergestoßen habe.

Tatortsicherung
ORF/ Meyer-Smejkal
Ermittler in der Nähe des Tatorts in Zell

Der verdächtige Niederländer fuhr später in sein Appartement zurück, wo die Polizei bei ihm auftauchte, weil er seine Schlüsselkarte verloren hatte – offensichtlich beim Einladen des Wieners in den Kofferraum. Als die Beamten dann Munition in der Wohnung fanden, nahmen sie ihn vorläufig fest. Im Nahbereich der Unterkunft stießen sie auch auf das Auto des Wieners, in dem auf dem Beifahrersitz die Tatwaffe lag.

Opfer konnte Notruf absetzen

Weil der Wiener trotz seiner Verletzungen noch einen Notruf absetzen und seine Koordinaten durchgeben konnte, fand ihn eine Polizeistreife in den frühen Morgenstunden mit schwersten Verletzungen in unwegsamem Gelände. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, überlebte und sei mittlerweile in häusliche Pflege entlassen worden, so die Polizei.

Verdächtiger schweigt

Der Niederländer wurde inzwischen in die Justizanstalt Salzburg eingeliefert, will sich aber offenbar erst frühestens während der Gerichtsverhandlung zur Tat äußern. Die Polizei vermutet, dass er den Wiener töten und seinen Wagen an sich bringen habe wollen. Der 31-Jährige wurde wegen des Verdachtes des versuchten Mordes, schweren Raubes, Freiheitsentziehung und Aussetzung bei der Staatsanwaltschaft Salzburg angezeigt.