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Wissenschaft

Mehr Forschung für digitale Verlässlichkeit

An der Fachhochschule Salzburg (FH) erforschen Wissenschafter und Fachleute aus der Wirtschaft künftig auch „cyber-physische“ Systeme: Je autonomer Technologien arbeiten, desto verlässlicher müssen sie sein. Dazu dient das neue Josef-Ressel-Zentrum, zu Ehren des im 19. Jahrhundert lebenden Erfinders.

Ressel (1793-1857) war ein böhmisch-österreichischer Forstbeamter und technischer Tüftler. Er gilt als einer der Erfinder der Schiffsschraube bzw. des Schiffspropellers (neben John Ericsson und Francis Pettit Smith). Dazu kommt, dass Robert Fulton und David Bushnell schon Propeller an ihren frühen U-Booten verwendeten, unabhängig von Ressels Entwicklungen. Der Altösterreicher soll die Systeme aber zur technischen Reife gebracht haben.

Mehr Verlässlichkeit für digitale Steuerungen

Große Reife brauchen in unserer Zeit auch cyber-physische Systeme, in denen Softwarekomponenten mit mechanischen und elektronischen Teilen über eine Dateninfrastruktur wie dem Internet kommunizieren. Das neue Salzburger Josef-Ressel-Zentrum wurde Montag an der Fachhochschule (FH) eröffnet. Dort wollen Forscher nun gemeinsam mit Unternehmenspartnern neue Methoden entwickeln, um komplexe Systeme verlässlicher zu machen.

Hochkomplexes ungefährlicher machen

„Systems Engineering ist eigentlich eine Nische in der Forschungslandschaft“, sagt Christian Neureiter, Leiter des neuen „Josef Ressel Centre for Dependable System-of-Systems Engineering“. Er forscht auch am Zentrum für sichere Energieinformatik der FH Salzburg. Hochkomplexe Systeme zu beherrschen sei eine zentrale Herausforderung der Zukunft.

Als Beispiel nennt er das preisgesteuerte Laden elektrischer Fahrzeuge. "Wird die Elektromobilität in Zukunft weiter ausgebaut und werden kostengünstige Ladezeiten für E-Autos angeboten, kann es durch Gleichzeitigkeitseffekte im ungünstigsten Fall zu negativen Rückwirkungen auf das Stromnetz kommen.

Blickwinkel der verschiedenen Fachbereiche

Eine interdisziplinäre Betrachtung ist hier ganz zentral, um einen verlässlichen Betrieb zu ermöglichen", so Neureiter. Ein weiteres Beispiel, dem man sich im neuen Forschungszentrum widmen will, ist die holistische, interdisziplinäre Betrachtung von Smart City Architekturen.

Ziel sei es, Modellierungs-Software bereitzustellen, ähnlich den bereits veröffentlichten Lösungen für Smart Grid und Industrie 4.0. Diese „Toolboxes“ sollen eine nähere Betrachtung für Konstruktion, Planung und Realisierung solcher Systeme ermöglichen.

Doppler-Labors als Vorbilder

Vorbild für das auf Fachhochschulen zugeschnittene Josef Ressel-Programm sind die Christian-Doppler-Labors, wo Universitäten mit Firmen zusammenarbeiten. Das Budget kommt dabei von der öffentlichen Hand über die Christian Doppler-Gesellschaft (CDG) und von den Unternehmenspartnern. Im konkreten Fall sind das die Robert Bosch GmbH aus Stuttgart, die Siemens AG aus München sowie aus Salzburg das Unternehmen has to be GmbH und GeoConsult ZT.

Das Zentrum für sichere Energieinformatik der FH Salzburg ist übrigens aus dem ersten Josef Ressel Zentrum an der Fachhochschule hervorgegangen, das sich von 2013 bis 2017 dem Thema „User-Centric Smart Grid Privacy, Security and Control“ gewidmet hat.