Still und leise hat sich in Adnet in den letzten Jahren ein Weltmarktführer etabliert. Zusammen mit dem größeren Schwesterwerk bei Köln (Nordrhein-Westfalen) erzeugt die Spezialfirma „Schiffer Plastics Processing“ pro Jahr mehr als 400 Millionen Zahnbürsten – für fast alle gängigen Marken und Konzerne.
Wechsel von Autoteilen zu Zahnbürsten
Geschäftsführer Karl Hofstätter ist als Ingenieur und Verfahrenstechniker auch Spezialist für Verbund-Werkstoffe: "Hier in Adnet haben wir zuvor noch Autoteile aus Kunststoff produziert, abgasreduzierende Hardware-Komponenten für Dieselmotoren. Der Automarkt ist insgesamt äußerst schwierig geworden. Deshalb haben wir uns mit den Eigentümern der Familie Schiffer in Deutschland zusammengesetzt und beschlossen, aus der Autoindustrie auszusteigen und in Adnet die Zahnbürsten-Produktion zu verankern.“
Zahnbürsten sind längst Produkte der Hochtechnologie. Die Stiele werden in sehr teuren Spritzgussmaschinen gefertigt – knapp 50 Stück pro Minute. Auch die Borsten stellt man in dem Salzburger Werk selbst her – aus Rohkunststoff, der wiederum in Saudi-Arabien aus Erdöl gemacht wird. Die gesamte Belegschaft muss Hygiene-Schutzkleidung tragen, damit die Zahnbürsten haar- und keimfrei verpackt werden können.
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Höchste Anforderungen bei Hygiene etc.
Die Borsten jeder Bürste werden aufwändig geschliffen, um die Erreichbarkeit aller Zähne im Mund zu steigern. Das ganze Produkt müsse technisch und hygienisch höchsten Standards entsprechen, damit keine Bürsten abbrechen und zu Verletzungen führen, sagt der Chef: „Wir machen laufende Qualitätskontrollen. Wir prüfen mit Kameras und Mikroskopen die Beborstung und Abrundung, damit man gleichbleibende Qualität halten kann.“
Ein eigenes Labor überwacht die Kunststoffmischungen – auch mit gezielter Zerstörung von Zahnbürsten. Fehler in der Erzeugung könnten zu millionenfachen Rückrufaktionen führen – extrem teuer, sagt der Kunststofftechniker Franz Berger: „Das wäre nicht nur finanziell ein großer Verlust, sondern auch ein schwerer Image-Schaden bei den Kunden.“
Ausbau des Werks auf Schiene
Die Kunden der Adneter sind internationale Marken und Konzerne der Mundhygiene-Industrie. Manager Karl Hofstätter war früher Marketing-Chef bei Fischer Ski in Ried. Danach wechselte der gebürtige Oberösterreicher aus dem Innviertel zu Blizzard Ski in Mittersill (Pinzgau). Ehe er nach der Sanierung des vor langer Zeit in der Krise steckenden Unternehmens und nach der Übernahme durch italienische Investoren zu diesen neuen Ufern aufbrach.
Qualitätssicherung spiele nun bei der Erweiterung des Salzburger Werks in den kommenden Monaten weiter eine zentrale Rolle, betont Hofstätter. Das baubehördliche Verfahren mit der Gemeinde ist schon abgeschlossen, sagt Bürgermeister Wolfang Auer (ÖVP): „Wir sind sehr stolz, dass wir die Firma Schiffer in Adnet haben. Sie schafft immer wieder neue Jobs, und viele Menschen aus der Region arbeiten bei uns.“
Kleinere Borstenköpfe für Japan
Die Adneter beliefern zum Beispiel den gesamten Markt Japans exklusiv – Zahnbürsten für fast 130 Millionen Menschen. Und alles in Sonderanfertigung, erzählt Manager Karl Hofstätter: „Die Bürsten haben kleinere Bürstenköpfe. Es ist ein eigenes Modell für den japanischen Markt, weil die Japaner einen kleineren Mund haben.“ Hofstätter ergänzt, gerade in Japan dürfe es keine Reklamationen geben: „Dieser Markt ist sehr lukrativ, aber auch umkämpft. Und Beanstandungen hätten hier noch schwerwiegendere Folgen als anderswo.“
„Österreicher könnten öfter ihre Zähne putzen“
Und Bürgermeister Auer hat sich den heimischen Markt näher angesehen: „Man glaubt es gar nicht, und ich habe extra noch einmal nachgeschaut. Der Durchschnittsösterreicher braucht nur zwei Zahnbürsten pro Jahr. Das ist schon sehr wenig. Aber wenn da 90 Millionen Stück erzeugt werden, dann könnte man Österreich sehr oft versorgen. Wir Adneter wünschen uns natürlich auch, dass sich die Österreicher öfter und mit mehr Bürsten die Zähne putzen.“
Pro Jahr erwirtschaftet die kleine Salzburger Fabrik auf dem Weltmarkt mehr als sechs Mio. Euro Umsatz.