Hintergrund ist eine Abschiedstour dieser Jets des Bundesheeres. Sie wurden vor fast 50 Jahren im neutralen Schweden gebaut und von dort unter SPÖ-Bundeskanzler Bruno Kreisky (1911-1990) nach Österreich geliefert. Der 1970 vom Nationalrat neu gewählte Regierungschef und frühere Außenminister, der aus einer jüdischen Familie stammte, hatte den Nationalsozialismus im schwedischen Exil überlebt. Er pflegte weiter gute Beziehungen zu Politikern in Skandinavien. Es ging ihm darum, mit den neuen Jets die geopolitische Neutralität laut Staatsvertrag und heimische Lufträume zu überwachen und zu verteidigen – auch noch lange zwischen den Fronten im Kalten Krieg der Großmächte. Der dauerte bis 1989 bzw. 1990.
Bald im Hangar 7?
Zwei Mal haben die beiden Saab am Donnerstag die Salzburger Altstadt und die Festung umrundet – mit an Bord waren auch Kameraleute des Bundesheeres. Die österreichischen Jets werden 2021 außer Dienst gestellt. Kaum ein anderes Baumuster weltweit war so lange im regulären Einsatz. Die 105er haben auch viele Fans im zivilen Leben. Und einige hoffen, dass ein bis zwei Exemplare in der historischen Luftflotte eines Salzburger Getränkeherstellers in flugfähigem Zustand bleiben und „überleben“.
Noch Abstecher zum Kolomansberg
Um 15.10 Uhr sollten die Saab 105 via Adnet bzw. Hallein (Tennengau) im Salzburger Zentralraum auftauchen. Sie waren fünf Minuten vorher da – blitzschnell und nicht so leise wie Katzen auf Samtpfoten.
Auf ihrer Abschiedstour haben die beiden Maschinen viele Sehenswürdigkeiten in ganz Österreich für Foto- und Filmzwecke überflogen, bevor sie zu ihrem Stützpunkt in Hörsching bei Linz zurückkehrten. Zuvor umrundeten die Piloten noch den Kolomansberg bei Thalgau (Flachgau) – zum Gruß der militärischen Radar-Spezialisten, die dort eine wichtige Station zur Luftraumüberwachung betreiben. Ihr elektromagnetisch-elektronisches Auge reicht – dem Vernehmen nach – fast bis zum Atlantischen Ozean, nach Skandinavien und in den Westen Russlands.
Was sagt ein Ex-Kampfpilot?
„Ein wenig wehmütig bin ich schon, wenn ich diese Bilder sehe“, sagte dem ORF dazu der ehemalige Salzburger Kampfpilot Stefan Auer aus Adnet, der als (demnächst promovierter) IT-Ingenieur heute im oberösterreichischen Mühlviertel eine Software-Firma betreibt. Er absolvierte in zwölf Dienstjahren viele Flugstunden und Abfang-Einsätze auf einer Saab 105: „Es ist äußerst schade, dass Österreich keine Nachfolger in dieser Flugzeugklasse kauft. Das ganze Wissen der Staffel geht damit verloren. Es wurde über Jahrzehnte aufgebaut.“
Martin Auer, der Zwillingsbruder des Adneters, fliegt noch immer beim Bundesheer – auf einem Eurofighter Typhoon, stationiert in Zeltweg (Steiermark).