Jugendliche demonstrieren in Innsbruck gegen Homeschooling und Distance Learning
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Politik

Lockdown: „Kinder, Jugendliche leiden massiv“

CoV-Krise und Lockdowns bewirken laut Experten bei Kindern und Jugendlichen seelische Schäden und Bildungslücken. Eine neue Studie der Privatuniversität in Salzburg dokumentiert problematische Verhaltensänderungen. Sozialarbeiter wollen helfen. Allerdings wurden auch alle Jugendzentren von der Politik geschlossen.

Wir haben als konkrete Beispiele – und stellvertretend für viele – zwei 16-jährige Jugendliche im Salzburger Stadtteil Lehen besucht. Beide suchen eine Lehrstelle, einer in der Gastronomie, der andere als Automechaniker: „Ich suche schon seit Februar eine Lehrstelle, habe sehr viele Bewerbungen abgeschickt und finde nichts. Nun bin ich weiterhin auf Arbeitssuche.“

„Bin die ganze Zeit nur noch am Handy“

Gespräche und Kontakte mit Gleichaltrigen sind besonders für Jugendliche äußerst wichtig – auch aus entwicklungspsychologischer Sicht. Dauernd zu Hause herumzusitzen, das setzt vielen stark zu: „Es ist wie im Gefängnis, wie in einer Zelle. Du bist die ganze Zeit zu Hause und weißt nicht, was du machen sollst. Ich kann auch mein Handy schon gar nicht mehr sehen, weil ich die ganze Zeit nur am Handy bin.“

Normalerweise treffen sich junge Leute in der Freizeit in Jugendzentren. Im Lockdown fehlen nun auch diese Angebote und Kontaktmöglichkeiten komplett: „Im Jugendzentrum kann man Tischtennis spielen, man lacht zusammen, kann Musik hören. Wer ein Problem hat, kann sich von den Betreuern beraten lassen. Die helfen dir auch dabei, wenn du ein Bewerbungsschreiben abschicken willst.“

Sozialarbeiter fürchten Dauerschäden

Zur Einzelberatung im Jugendzentrum kommen die beiden jungen Lehener trotzdem – auch wenn sie ihre Freunde dort wegen des Lockdowns nicht treffen können. Auch Angebote für schulische Nachhilfe werden genutzt, wie uns zwei Salzburger Schülerinnen geschildert haben: „Es geht nur noch via Handy und Video-Chat.“

Nicht alle Kinder kommen mit der schwierigen Lage zurecht, sagt Pamela Heil, Sozialarbeiterin vom Verein Spektrum: „Wir haben Kinder mit psychosomatischen Krankheiten, Bauchschmerzen, Schlafproblemen. Schon vor dem Lockdown waren ca. 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen belastet von den Folgen der Krise. Wir haben natürlich die Sorge, dass das noch zunehmen wird in Zukunft.“

„Wann wird die Jugend auch berücksichtigt?“

Um die negativen Folgen für Kinder und Jugendliche möglichst in Grenzen zu halten, sollten die Jugendzentren möglichst bald wieder aufsperren dürfen, hofft man nicht nur beim Verein Spektrum. Unter Jugendlichen fragen sich viele, wann ihre Anliegen, ihr Wohl und ihre Zukunft in die Planungen und Entscheidungen von Politikern auch einfließen?