Skilift-Gondel der Gletscherbahnen Kaprun, dahinter Skifahrer auf der Piste
ORF
ORF
Wirtschaft

Seilbahnen: Nach Lockdown „sofort aufsperren“

Für die heimische Seilbahnbranche sei es „auf jeden Fall sinnvoll sofort aufzusperren, wenn der Lockdown zu Ende gehen sollte“. Das betonte Erich Egger, Sprecher der Salzburger Seilbahnwirtschaft, am Mittwoch. Denn die „Leute sind berghungrig“.

Die heimische Seilbahnbranche sieht sich für den anstehenden Winter gut gerüstet – auch wenn die aktuellen Corona-Beschränkungen in Österreich und die Reisewarnungen in wichtigen Herkunftsländern für Unabwägbarkeiten sorgen. „Vieles liegt in der kommenden Saison leider nicht in unserer eigenen Hand“, erklärte Egger, Sprecher der Salzburger Seilbahner und Vorstand der Schmittenhöhebahnen in Zell am See (Pinzgau) in einer Aussendung.

Bester Oktober der Geschichte am Kitzsteinhorn

Wann die heimischen Skigebiete heuer öffnen werden, sei derzeit aber nicht absehbar, betonte Egger – auch wenn er es für sinnvoll erachtet, sofort nach Lockdown-Ende aufzusperren: „Die Leute sind berghungrig und wollen Ski fahren.“ Das habe man im Oktober am Gletscher am Kitzsteinhorn bei Kaprun (Pinzgau) gespürt – dort verzeichneten die Gletscherbahnen den besten Oktober in der Geschichte.

Entscheidend für den Saisonstart sei freilich auch das Wetter, weiß Egger: „Bis Mitte November zeichnet sich noch keine Kälteperiode ab. Wir brauchen aber einen Kaltlufteinbruch oder Naturschnee, damit überhaupt ein Betrieb möglich ist.“

Wartende Skifahrer hinter Absperrzaun beim Liftstation der Gletscherbahnen Kaprun
ORF
Die Gletscherbahnen Kaprun verzeichneten heuer den besten Oktober ihrer Geschichte

Keine Angst vor Skifahrer-„Trauben“ vor Liftstationen

Die Branche selbst habe ihre Coronavirus-Hausaufgaben aber gemacht und über die Sommermonate vieles probiert, erprobt und entwickelt, betonte Egger. Die Bahnen setzen etwa auf Abstand, Desinfektion und Maskenpflicht. Die Bilder von Massen von wartenden Skifahrern in Gletscherskigebieten in Tirol, die Mitte Oktober kontrovers diskutiert wurden, müssten aber relativiert werden, betonte Egger: „Zudem werden sich die Gästeströme spätestens ab dem Saisonstart in den übrigen Skigebieten massiv entzerren.“

Alle Bemühungen würden allerdings nur dann funktionieren, wenn die Gäste mitmachten und Eigenverantwortung zeigten. Aufgrund der aktuellen Buchungslage sei ohnehin nicht mit prall gefüllten Skigebieten zu rechnen. Eine Reisewarnung aus Deutschland und den Niederlanden sei aber ein „Worst-Case-Szenario“ für viele Regionen. „Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass dies nicht mit dem Zuwachs anderer Gästeschichten, beispielsweise aus dem eigenen Land, zu kompensieren ist“, so Egger.

Wintersport-Tourismusausfall hätte weitreichende Folgen

Ein Ausfall im Wintersport-Tourismus treffe indirekt auch viele andere Branchen in den Salzburger Gebirgsgauen, betonte der Seilbahnensprecher: „Es werden nicht nur die Seilbahnen und die Beherberger spüren, sondern letztlich auch der Tischler, der Bäcker, der Masseur und der Textilhändler im Dorf.“

Egger verwies in diesem Zuge auch auf die durch die Branche generierte Wertschöpfung. Die österreichischen Seilbahnen sicherten laut einer Wirtschaftskammerstudie knapp über 17.000 Arbeitsplätze direkt bei den Seilbahnbetrieben und weitere 109.000 Arbeitsplätze in anderen Branchen. Insgesamt sorgten die Bergbahnnutzer mit 11,2 Mrd. Euro (2018/2019) für ein Vielfaches an Gesamtausgaben als der reine Kassenumsatz. „Aus jedem von den Seilbahnen generierten Euro an Gehältern und Gewinnen werden bis zu 8,3 Euro, die regional daraus entstehen und vor allem auch hier vor Ort bleiben“, rechnete Egger vor.

So würden pro Ersteintritt lediglich 15,5 Prozent für das Skiticket ausgegeben, der Rest verteile sich auf mehrere Branchen, allen voran auf Beherbergung (33,4 Prozent), Gastronomie (14,9 Prozent), Transport (13,8 Prozent) und Sporthandel (11,3 Prozent).