Richard Greil, Chefinfektiologe und Krebsexperte an den Salzburger Landeskliniken, im ORF Interview vor Bücherwand
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Gesundheit

Infektiologe Greil: CoV-Maßnahmen zu spät

Ein zu langes Zögern wirft der Salzburger Infektiologe Richard Greil der Politik vor: Der zweite Lockdown komme rund sechs Wochen zu spät. Die Politik habe damit einerseits das Contact Tracing überfordert und andererseits die Spitalskapazitäten gefährlich strapaziert.

Bereits im September sei der zweite Lockdown in Österreich anhand der Entwicklung des Infektionsgeschehens absehbar gewesen, erklärt Infektiologe Richard Greil: „In meinen Augen ist das ein sehr später Lockdown. Wir haben eine beinahe 50 Prozent höhere Hospitalisierungsrate als wir das im März hatten. Wir sind in eine sehr kritische Situation gekommen, die auch vorhersehbar war“.

Der Primar am Uniklinikum Salzburg kritisiert, dass seitens der Regierung bisher immer öffentlich beteuert wurde, keinen zweiten Lockdown zu wollen, obwohl es für die Virologen absehbar gewesen sei, dass es wieder so kommen werde. Es sei eine Art Autosuggestion. Man rede sich ein, dass das, was man nicht mehr haben will, auch nicht mehr kommt.

„Es wird mehrere Lockdowns brauchen“

Nun fordert der Mediziner von der Politik mehr Ehrlichkeit bei der Information der Bevölkerung über das weitere Vorgehen und die voraussichtliche Dauer der Coronavirus-Pandemie, denn sonst drohe man Glaubwürdigkeit zu verlieren, so Greil: „Wichtig ist, maximale Glaubwürdigkeit zu haben. Es wird mehrere Lockdowns brauchen, bis die Krankheit wieder ausgelöscht ist und das Contact Tracing funktionieren kann“. Das sei zwar nicht die schönste aber die realistische Perspektive, zeigt sich der Virologe überzeugt.