Drei Frauen vor Bildschirmen mit Mund-Nasen-Schutz und Headsets zum Telefonieren
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Chronik

Falschangaben bremsen Kontaktverfolgung

Angesichts der aktuell stark steigenden Zahl an CoV-Infektionen im Tennengau kritisiert die Landessanitätsdirektorin Petra Juhasz nun auch die sinkende Eigenverantwortung vieler Menschen. So erschweren zahlreiche Falschangaben im Bezirk Hallein den Behörden die Ermittlung von weiteren Kontaktpersonen und die Eindämmung der Pandemie.

Waren Mitte vergangener Woche im Tennengau erst rund 85 Personen positiv auf CoV getestet worden, so ist deren Zahl mit Stand Sonntag, 11. Oktober, 8.30 Uhr, bereits auf 145 gestiegen. Hochgerechnet auf 100.000 Einwohner entspricht das im Tennengau einer Sieben-Tages-Inzidenz von 238 Personen, bei einem Landesschnitt von derzeit 90.

In der Gemeinde Kuchl (Tennengau) beträgt dieser Wert mit 61 aktiven Fällen sogar 827. Damit ist der gesamte Tennengau mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von fast 200 schwer betroffen, und auch die anderen Bezirke zeigen eine dynamische Entwicklung, sagte dazu Landesstatistiker Gernot Filipp.

Falschangaben erschweren Behördenarbeit

Im Tennengau haben es die Gesundheitsbehörden derzeit mit zahlreichen Clustern zu tun, sagte die Landessanitätsdirektorin. Unter anderem ist das Seniorenheim Kuchl betroffen. „Es ist mittlerweile schwierig, beim Contact-Tracing korrekte und genaue Antworten zu bekommen."

„Die Eigenverantwortung ist sehr gering geworden. Das erschwert unsere Arbeit enorm. So kann es häufig passieren, dass Kontaktpersonen der Kategorie 1 unterwegs sind und weitere Menschen anstecken. Mir ist bewusst, dass die Bevölkerung müde ist nach sieben Monaten, aber unkorrekte Angaben gefährden hier wirklich Menschen“, sagte Juhasz.

Fehlinformationen kosten wertvolle Zeit

„Contact-Tracing ist schwierig. Viele machen das gewissenhaft, aber es nimmt zu, dass man falsche Angaben bekommt. Teilweise brauchen wir die Polizei und verlieren so wertvolle Zeit beim Unterbrechen der Infektionsketten“, sagte dazu der Halleiner Bezirkshauptmann Helmut Fürst. Landesweit wurden seit Samstag insgesamt 101 Neuinfektionen registriert, 504 Personen sind im Bundesland derzeit aktiv infiziert, die landesweite Sieben-Tages-Inzidenz beträgt 66,8, die Reproduktionszahl liegt bei 1,18. Das bedeutet, dass ein Kranker im Durchschnitt mehr als einen weiteren Menschen mit CoV ansteckt.

„Auch wenn der Anteil von Menschen mit Corona in Krankenhäusern mit derzeit vier Prozent gering scheint, müssen wir darauf achten, das Gesundheitssystem nicht zu überfordern, denn das könnte innerhalb weniger Wochen – wenn nichts unternommen wird – der Fall sein“, warnte dazu Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP).