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Getty Images/yasindmrblk
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Gesundheit

Verschärfte CoV-Maßnahmen im Tennengau

Der Tennengau weist – noch vor Wien – aktuell österreichweit die meisten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner auf. Nach einem Krisengipfel am Sonntagnachmittag mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) werden nun hier Schutzmaßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Coronavirus deutlich verschärft.

Allein von Freitag auf Samstag sind im gesamten Bundesland Salzburg 177 neue Fälle dazugekommen – So viele wie seit Beginn der Pandemie nicht. Laut dem Epidemiologischen Meldesystem (EMS) liegt der Richtwert für das Infektionsgeschehen – die Sieben-Tage-Inzidenz für den Tennengau – aktuell nun bei 240. Das ist österreichweit der höchste Wert, Wien liegt mit 160 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen deutlich dahinter.

Hochzeitsfest und private Feiern als Hauptursachen

Damit gibt es im Tennengau aktuell die meisten Covid-19-Neuinfektionen und man stehe jetzt an einem kritischen Punkt, so der Sprecher des Landes, Franz Wieser. Die Behörden sind nach einer Hochzeit mit rund 100 Gästen und weiteren privaten Treffen intensiv mit der Kontaktverfolgung beschäftigt. „Es gilt alles zu tun, um das Virus wieder einzudämmen, um rechtzeitig noch die Kurve zu kriegen. Ansonsten kann es natürlich passieren, dass dieser Bezirk sozusagen ‚rot‘ wird und dass ganz große Einschnitte für die Bevölkerung notwendig sind“, sagt Wieser.

Veranstaltungsverbot bei Krisengipfel beschlossen

Der Tennengau biete kein einheitliches Bild, sondern sei stark bestimmt von der Situation in Kuchl, wo es mehr als die Hälfte der aktiven Coronavirus-Fälle des Tennengaus gibt, sagt Haslauer am Sonntagabend im Salzburg-heute-Interview nach einem spontan einberufenen Krisengipfel mit allen 13 Tennengauer Bürgermeistern im Landtagssitzungssaal des Chiemseehofs, der für ein sicheres Treffen groß genug und zudem mit Plexiglastrennwänden ausgestattet ist.

Man werde aber für den gesamten Tennengau ein generelles Veranstaltungsverbot aussprechen. Davon betroffen sind auch Sportveranstaltungen, dazugehörige Trainings und sogar Feuerwehrübungen, sagt der Landeshauptmann. Zudem werde die Teilnehmeranzahl bei Begräbnissen auf 100 Menschen abgesenkt. Auch dürfen betriebsfremde Personen Kindergärten ab sofort nicht mehr betreten, das heißt Eltern, die ihre Kinder bringen, sollen sie an der Eingangstüre abgeben und den Kindergarten selbst nicht mehr betreten. Auch Schulturnhallen dürfen außerhalb von Schulen nicht an Dritte vermietet werden.

Strengeres Augenmerk auf private Feiern

Im privaten Bereich werde man sehr darauf achten, dass Partys außerhalb der eigenen Wohnung nicht in irgendwelchen Hallen und Werkstätten oder sonstigen Räumlichkeiten stattfinden, betont Haslauer. Von solchen Partys gehe tatsächlich ein gewisser Teil der Infektionen aus. In Kuchl (Tennengau) werde darüberhinaus die Sperrstunde in der Gastronomie auf 17.00 Uhr vorverlegt und zudem ein Besuchsverbot für das Seniorenwohnheim ausgesprochen.

Zu Kritik, dass viele Feiern erst durch die Vorverlegung der allgemeinen Sperrstunde auf 22.00 Uhr ins Private verlagert wurden, sagt Haslauer: „Es war klar, dass es Feiern im Privaten geben wird, aber in Summe sind die gegen die Feiern in Lokalen vor allem am Wochenende verschwindend klein. Trotzdem finden sie statt, trotzdem gehen von dort auch Infektionen aus und daher werden wir diesen Bereich auch verstärkt kontrollieren“, sagt Haslauer.

Studiogespräch mit Landeshauptmann Haslauer

Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) berichtet von dem Krisentreffen mit den Tennengauer Bürgermeistern.

Halleiner Bürgermeister kritisierte frühe Sperrstunde

Würde weiter in den Lokalen gefeiert werden, könnten Regeln wie die Maskenpflicht gegen die Verbreitung des Coronavirus leichter kontrolliert werden, hatte dazu am Sonntagmittag der Halleiner Bürgermeister Alexander Stangassinger (SPÖ) kritisiert. Würde diese Theorie stimmen, konterte der Sprecher des Landes, gäbe es auch in anderen Teilen des Landes eine starke Zunahme der Infektionszahlen. Die Stadt Salzburg weise aber seit Verlegung der Sperrstunde auf 22.00 Uhr sogar weniger Fälle auf, betont Wieser und appelliert vor allem im Privaten besonders vorsichtig zu sein und Infektionen nicht leichtfertig zu riskieren.

Land beklagt fehlende Unterstützung von Privatleuten

Viele Coronavirus-Fälle in Salzburg lassen sich aktuell auf den privaten Bereich zurückführen, so Wieser: „Wir merken, dass es sehr schwierig ist an die Informationen zu kommen und die Menschen sehr zurückhaltend sind, Angaben zu machen. Versteht jeder, man will nicht sein Privatleben zur Schau stellen. Das macht aber auch niemand – es geht nicht darum, Schuldige zu finden, sondern nur darum zu schauen, wo können Ansteckungen stattgefunden haben und diese einzugrenzen und den Behörden dafür schnell die richtigen Angaben zu geben.“

Nach dem Wochenende werde es jedenfalls gemeinsam mit der Landessanitätsdirektion eine Analyse der Daten geben, kündigt Wieser an, um weitere Maßnahmen zu treffen, um eine rote Ampelschaltung im Tennengau möglichst zu verhindern.