Zentrale des Tierschutzvereins in der Stadt Salzburg von außen
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Chronik

Tierschutz-Geld veruntreut? Schwere Vorwürfe

Die Führung eines Tierschutzvereins in der Stadt Salzburg soll 300.000 Euro veruntreut und für Privatausgaben verwendet haben. Auch Ex-Mitarbeiter erheben schwere Vorwürfe gegen die Vereinsführung. Die Beschuldigten sprechen dagegen von einem Racheakt.

Beschuldigt werden der 65-jährige Präsident der Tierschutzorganisation sowie vier weitere Vorstandsmitgliedern im Alter von 35 bis 73 Jahren. Sie werden verdächtigt, mehr als 300.000 Euro für private Ausgaben verwendet zu haben – etwa für Oldtimer wie einen alten US-Army-Jeep, dazu private Urlaube, Motorboote und Einkäufe.

Alter US Army Jeep mit Tarnnetz
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Das veruntreute Geld soll unter anderm in Oldtimer wie diesen alten US-Army-Jeep geflossen sein

All das soll mit Spendengeldern der rund 6.000 Vereinsmitglieder finanziert worden sein: „Laut derzeitigem Ermittlungsstand ist das Geld durch den Präsidenten bzw. mindestens vier weitere Vereinsmitglieder veruntreut worden“, sagt Polizeisprecherin Irene Stauffer. „Das Geld wurde für Fahrzeuge, Urlaube und für die Bestreitung des Lebensunterhalts verwendet.“ Laut Stauffer dürfte der Schaden wohl noch steigen und könnte sich letztlich im mittleren sechsstelligen Bereich bewegen.

Scans für die Finanz waren der „Schlüsselmoment“

Dem ehemaligen Vereinsmitarbeiter Miroslav Mirkovic gerieten die Belege für die Ausgaben erst durch eine Kontrolle der Finanzpolizei in die Hände. Daraufhin habe er Anzeige erstattet, schildert Mirkovic: „Das war dieser Schlüsselmoment, wo wir auch vom Präsidenten die ganzen Kassabelege einmal in die Hand bekommen haben und gesagt haben: Scannt das ein, das müssen wir an die Finanz schicken. Da war er recht nervös und wir haben uns gedacht: Was ist denn jetzt los? Und dann haben wir auf einmal Kontoauszüge und Kassabücher in der Hand. Und dann haben wir geschaut: Wow, da kommen ja fünfstellige Beträge herein. Und bei uns war immer die Rede: Wir haben nur so 3.000 bis 4.000 Euro im Monat zur Verfügung.“

Männer mit Munschutzmaske und Laptop an Gartentisch im Herbst
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Miroslav Mirkovic (rechts) mit den Scans von Belegen am Laptop

Seit dem Jahr 2016 sollen der 65-jährige Vereinspräsident und mindestens vier Vorstandsmitglieder Spenden-, Förder- und Vereinsgelder in die eigene Tasche gesteckt haben. Die Polizei ermittelt in dem Fall seit über einem Jahr.

Ehrenamtlicher Helfer: Tierärzte wurden nicht bezahlt

Michael Perkmann, ein ehemaliger ehrenamtlicher Helfer der Tierschutzorganisation, betont, dass er von den Vorgängen nichts mitbekommen habe. Geld für die eigentliche Aufgabe des Vereins, die Rettung und Versorgung von Tieren, sei jedenfalls keines dagewesen: „Es sind Tierärzte nicht bezahlt worden, die diese angefahrenen Tiere, die wir von der Straße geholt haben, versorgt haben. Somit haben wir diese Tiere auch nirgends mehr hinbringen können. Und dann ist es so weit gekommen, dass es geheißen hat: Wir müssen von Leuten, die anrufen, dass wir ein Tier abholen sollen, bar 150 Euro kassieren.“

Ermittlungen im Tierschutz: 300.000 Euro veruntreut?

In Salzburg soll die Vereinsspitze einer österreichweit tätigen Hilfsorganisation für Tiere seit dem Jahr 2016 Spenden-, Förder- und Vereinsgelder in die eigene Tasche gesteckt haben. Wie die Polizei am Mittwoch berichtete, liege der Schaden bei mindestens 300.000 Euro.

Anwalt der Beschuldigten sieht Racheakt

Wolfgang Hauptmann, der Anwalt der Beschuldigten sprach am Freitag von einem Racheakt ehemaliger Mitarbeiter. Er bestritt sämtliche Vorwürfe: „Im Gegenteil: Es sind nicht Gelder aus dem Verein gezogen worden, sondern mein Mandant hat sehr viele Gelder – nämlich wahrscheinlich im sechsstelligen Bereich – erst in den Verein investiert, damit er überhaupt einmal die Arbeit aufnehmen kann und den Vereinszweck überhaupt erst erfüllen kann.“

Die Staatsanwaltschaft muss nun entscheiden, ob die Vereinsführung wegen Untreue und Urkundenfälschung vor Gericht muss.