Primar Richard Greil
APA/BARBARA GINDL
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Politik

Salzburger Facharzt für Kurzzeit-Lockdowns

Der Salzburger Facharzt Richard Greil schlägt regelmäßige Kurzzeit-Lockdowns vor, um die steigende Zahl von CoV-Infektionen in den Griff zu bekommen. Bundesweit soll es seit Mittwoch mehr als 1.200 neue Infektionen geben, in Salzburg sind es 50.

Erstes Ziel müsse eine Senkung der Fallzahlen sein – mit ganz konkreten Maßnahmen, sagt Primar Richard Greil von den Landeskliniken: „Es geht um das Verhalten von Jugendlichen, das Verhalten von Menschen bei Abendunterhaltungen und im Nachtleben. Dazu kommt die allgemeine Verringerung der Kontaktzahl, die jeder unter Kontrolle hat. Es ist auch so viel wie möglich auf Home Office und andere Formen der Kommunikation umzustellen.“

Greil will härtere Gangart

Greil betont, man müsse in Intervallen im Herbst „deutlich restriktive Maßnahmen setzen“. Diese würden nicht einem vollständigen Lockdown entsprechen: „Aber sie wären mehr als das, was wir im Moment haben. Um über eine Zeit von 14 Tagen oder drei Wochen die Zahlen so nach unten zu bringen, dass es wieder zu einer vernünftigen Normalisierung des Lebens kommt.“

Salzburg seit Donnerstag über RKI-Schwelle

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) will nun neuen Lockdown bundesweit nicht mehr ausschließen. Während die Politiker bei Bund und Ländern derzeit alles unternehmen, um die Reisewarnungen Deutschlands für Wien, Tirol und Vorarlberg wegzubekommen, will der Salzburger Experte Greil die Gangart wieder wesentlich verschärfen.

Gift für den Alpentourismus

Reisewarnungen und rigorose Grenzkontrollen kann der österreichische Tourismus nicht brauchen. Vor allem die Gäste aus Deutschland sind für das wirtschaftliche Überleben im Winter unverzichtbar.

Salzburg hat Mittwoch den Schwellenwert des deutschen Robert-Koch-Instituts für eine Reisewarnung überschritten. Ausgesprochen wurde sie zwar noch nicht, für Mediziner käme sie aber nicht unerwartet und sei nachvollziehbar, sagt Primar Richard Greil von den Landeskliniken: „Deutschland hat ein Drittel der Infektionszahlen pro 100.000 Einwohner im Vergleich zu Österreich. Dass man sich dort Gedanken macht, das ist nachvollziehbar.“

Was vereinbaren Kurz und Söder beim Walserberg?

Eingefordert werden einheitliche Regelungen für die ganze EU – mit wenig Spielraum für einzelne Länder. Freitag will sich Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) beim Grenzübergang Walserberg zwischen Salzburg und Piding treffen. Dabei geht es nicht nur um deutsche Reisewarnungen gegen Österreich, sondern auch um neue Strategien – wie bei einem weiteren Anstieg der Infektionen in Österreich und Bayern der Pendler- und Grenzverkehr organisiert werden soll.