Weiher am Mönchsberg mit Blick Richtung Tennengebirge
ORF.at/Georg Hummer
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Natur

Im Lockdown viele Biotope zerstört

Während des CoV-Lockdown habe es heuer ungewöhnlich viele Anzeigen wegen zerstörter Biotope gegeben, berichtet die Landesumweltanwaltschaft Salzburg. In wenigen Wochen seien so viele geschützte Lebensräume ruiniert worden wie sonst im ganzen Jahr.

Während der Ausgangsbeschränkungen im März und April wurden in Salzburgs Wäldern und Wiesen überdurchschnittlich viele Zerstörungen geschützter Lebensräume bekannt. Einerseits dürften viele Spaziergängern und Wanderern Zeit gehabt haben, solche Zerstörungen von Biotopen zu melden. Andererseits dürften aber auch Grundbesitzer mehr Zeit fürs Umgraben und andere Maßnahmen gehabt haben.

„Moor ausgebaggert und Alm gedüngt“

Das Ausmaß überraschte selbst Landesumweltanwältin Gishild Schaufler: „Grundbesitzer zogen neue Gräben mit Traktoren und entwässerten dadurch geschützte Feuchtlebensräume. Sie haben auch hochwertige Magerstandorte illegal aufgeforstet. Es sind vermutlich mehr Leute gewandert und habe diese Dinge beobachtet, und andererseits hatten die Leute offenbar mehr Zeit, um diese Dinge durchzuführen.“

Beispielsweise wurden eine geschützte Streuwiese zur Bauschuttdeponie umfunktioniert, Sumpf- und Moorgebiete mit Gräben trockengelegt, eine Magerwiese mit Fichten bepflanzt und der Wald entlang einer Uferböschung abgeholzt, so Schaufler: „Das Schlimmste war, dass ein Landwirt aus einem Hochmoor den Torf ausgebaggert und auf seiner Alm als Dünger ausgebracht hat.“

Mehr Biotopzerstörung durch Coronavirus-Lockdown

Meiste Schäden wiederhergestellt

Das Ausmaß der Biotopzerstörungen sei alarmierend, ergänzte Umweltanwältin Schaufler: „Es ist deutlich mehr als sonst. Es kommt grundsätzlich immer wieder zu Zerstörungen, aber die verteilen sich über das Jahr.“ Durch die Zerstörungen verloren nicht nur zahlreiche Pflanzen ihren Lebensraum, „sondern auch die Tierarten, die auf diese Pflanzen angepasst sind.“

Für Grundbesitzer folgen nach solchen Delikten verschiedene Anzeigen und Wiederherstellungsbescheide der Behörden. Die meisten zerstörten Biotope seien mittlerweile wiederhergestellt. Doch gerade bei Mooren oder Hochmooren „haben diese Lebensräume sehr lange gebraucht, um zu entstehen – über Jahrhunderte“, betonte Schaufler.

Forderung nach Neukartierung der Biotope

Um die Zerstörung aber von vorneherein zu vermeiden, pocht die Landesumweltanwaltschaft auf eine Erneuerung der Kartierung der Biotope und Lebensräume. Die stehe seit Jahren still.

Laut dem Büro von Naturschutzlandesrätin Maria Hutter (ÖVP) würde so eine Revision aber aktuell im Flachgau und bald wieder im Tennengau stattfinden. Außerdem: Ganz aktuell könne man diese Karten ohnehin nie halten.