Nun gibt es wieder einen Gemischtwarenladen mitten im Ort. Die Gemeinde betreibt das Geschäft selbst. Fünf Einkaufskörbe, zehn Wagerl, ca. 950 Artikel auf 70 Quadratmeter – das sind die Eckdaten des neuen Murtalladens.
Gemeinde bekam von Handelsketten nur Absagen
Vom Pflaster zum Backzubehör, von frischem Obst über Wurstwaren bis zum Gebäck hat das kleine Geschäft sehr vieles zu bieten. Fast zwei Jahre hätten die 487 Einwohner und die Touristen auf einen eigenen Nahversorger verzichten müssen, sagt Bürgermeister Hans-Jürgen Schiefer (ÖVP): „Wir haben leider von allen größeren Handelsketten die Absagen auf eine Anfrage bekommen. In der Gemeindestuben haben wir dann beraten. Dann ist der Entschluss gefallen. Wir müssen es selbst machen, weil es sonst keiner tut.“
Bürgermeister als Geschäftsführer
Die Gemeinde übernimmt die Aufgabe nun selbst. Der Beschluss im Gemeinderat fiel einstimmig. Im Gemeindeamt wurden die notwendigen Räume zur Verfügung gestellt und eine GesmbH gegründet, so Schiefer: „Die Gemeinde ist 100-prozentig beteiligt. Der Geschäftsführer bin ich als Bürgermeister, bekomme aber kein Gehalt. Das mache ich so nebenbei mit.“
Die zwei Verkäuferinnen sind bei der Gemeinde angestellt. Sie wissen ihre neuen Arbeitsplätze in der Heimat sehr zu schätzen, wie Jutta Santner betont: „Ich brauche kein Auto, gehe von daheim nur zwei Minuten. Es trifft sich Alt und Jung im Laden.“
Lob von Einheimischen und Gästen
Und Aloisia Grabat ergänzt, die Kunden jausnen auch im neuen Geschäft, trinken Kaffee: „Es ist wieder mehr Bewegung im Ortskern.“ Das neue Geschäft freut auch die Kunden – Einheimische wie Gäste. Manja Mergenthaler aus Baden-Württemberg sagt, es gebe ein großes Angebot: „Ich finde es toll, dass es in einem kleinen Dorf so etwas gibt. Es ist sehr einladend und hell.“ Die Muhrer Angestellte Elisabeth Aigner sieht eine „immense Bereicherung“ für die Gemeinde: „Man hat jetzt ein paar Jahre gesehen, was das heißt, wenn wir wegen jeder Kleinigkeit so weit fahren muss.“
Vorbild für andere Gemeinden?
Der Bürgermeister sagt, man sei in der Gemeinde nun sehr überrascht, wie gut das jetzt läuft: "Wir haben nie damit gerechnet. Auch den Tourismus haben wir unterschätzt, weil ursprünglich war das Geschäft ja nur für die Muhrer geplant.“ Dieses Modell könnte laut Schiefer vielleicht anderen Gemeinden als Vorbild dienen.